Der Sohn des alten Bürgermeisters ist in der Stichwahl
In Oranienburg könnte Alexander Laesicke das politische Erbe seines Vaters Hans-Joachim übernehmen
Für die brandenburgische LINKE brachte der Wahlsonntag am südöstlichen Berliner Stadtrand mehrere tröstliche Ergebnisse. Zeitgleich zur Bundestagswahl fanden in 34 Städten und Gemeinden des Bundeslandes Bürgermeisterwahlen statt. In Wildau (Dahme-Spreewald) schaffte Bürgermeister Uwe Malich (LINKE) mit 47,3 Prozent beinahe den Sieg bereits im ersten Wahlgang. Weil er aber die absolute Mehrheit knapp verfehlte, muss er in zwei Wochen in die Stichwahl gegen die Zweitplatzierte Angela Homuth (SPD, 29,9 Prozent).
Sofort geschafft hat es im Nachbarort Zeuthen mit 62,9 Prozent der parteilose Sven Herzberger. Seine Liste »Gemeinsam! Stark für Zeuthen« ist ein Zusammenschluss von - man höre und staune - LINKE und FDP plus eine Wählervereinigung. Gegen diesen Bewerber und diese Konstellation hatten die Konkurrenten von SPD und CDU keine Chance.
Immerhin in die Stichwahl gelangte in einem weiteren Nachbarort, in Schulzendorf, Winnifred Tauche. Sie ist Linksfraktionschefin in der dortigen Gemeindevertretung. Das Besondere dabei: Sie ist die gemeinsame Kandidatin von CDU und LINKE - ein in dieser Form bislang einmaliger Fall. Mit 41,4 Prozent liegt Bürgermeister Markus Mücke (für SPD) zwar klar vor Tauche (22,4 Prozent). Doch in der Stichwahl werden die Karten neu gemischt. Es wird erwartet, dass sich die ausgeschiedenen Bewerber Andreas Körner (Grüne, 13,4 Prozent) und Ramona Brühl (Bürgerbündnis, 9,7 Prozent) vor der Stichwahl für Winnifred Tauche aussprechen.
Schwer wird es in Eisenhüttenstadt für Bürgermeisterin Dagmar Püschel (LINKE). Sie hat am Sonntag 32,7 Prozent erhalten und müsste in der Stichwahl mit Frank Balzer (SPD) einen Herausforderer bezwingen, der mit 47,7 Prozent schwer einholbar vorn liegt. Ausgeschieden ist Thomas Rein (FDP, 19,6 Prozent).
In Rheinsberg hatte Freke Over (LINKE, 12,6 Prozent) auch im zweiten Anlauf keine Chance. Vor acht Jahren hatte er 13,5 Prozent erhalten. Wieder gelang es ihm nicht, das örtliche Wählerpotenzial der Linkspartei auszuschöpfen. Darum ist es mehr als unwahrscheinlich, dass Freke in acht Jahren einen dritten Versuch wagt. »Der Daumen ist gelutscht«, sagte Freke Over dem »nd«. In Berlin hatte der einstige Hausbesetzer viele Jahre im Abgeordnetenhaus gesessen, bevor er nach Rheinsberg zog und dort Hausbesitzer wurde.
Zur Stichwahl kommt es in Rheinsberg am 15. Oktober zwischen zwei Christdemokraten: zwischen Bürgermeister Jan-Pieter Rau (34 Prozent) und seinem Parteifreund Frank-Rudi Schwochow (39,7 Prozent), der als CDU-Mitglied für die Freien Wähler angetreten ist.
Eine interessante Situation ist in Nauen (Havelland) entstanden, wo der bisherige Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) nicht wieder zur Wahl stand. 30,6 Prozent reichten für Oliver Kratzsch (SPD) nicht aus, um im Rennen um die Nachfolge Fleischmanns zu bleiben. Stattdessen gibt es nun eine Stichwahl mit Manuael Meger von der Ländlichen Wählergemeinschaft LWN (36,8 Prozent) und Eckart Johlige (CDU, 32,6 Prozent). Der CDU-Kommunalpolitiker Eckart Johlige ist der Ex-Mann der Landtagsabgeordneten Andrea Johlige (LINKE). Die Linkspartei hatte keinen eigenen Kandidaten aufgestellt und stattdessen den ausgeschiedenen SPD-Bewerber Kratzsch unterstützt. Da die AfD zur Wahl von Manuel Meger aufruft, kommt es in Nauen womöglich zu einem demokratischen Block für den CDU-Bewerber Johlige. Diesem Block werde sich wahrscheinlich auch die LINKE anschließen, heißt es.
In Oranienburg profitierte der junge Einzelbewerber Alexander Laesicke offensichtlich vom guten Ruf seines Vaters, des bisherigen Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD), der sich als Hansi Laesicke immer als sehr bürgernah präsentierte. 20,6 Prozent kreuzten nun den Sohn an, der selbst einmal SPD-Mitglied gewesen ist und zwischenzeitlich den Grünen angehörte. Der bekannte Name Laesicke reichte für die Stichwahl gegen Kerstin Kausche (CDU, 22,4 Prozent). Ausgeschieden ist nicht nur Jennifer Collin (SPD, 17,9 Prozent), sondern beispielsweise auch Enrico Rossius (LINKE, 8,1 Prozent).
Neben Sven Herzberger in Zeuthen sind am Sonntag folgende Kandidaten bereits im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt worden: Klaus-Dieter Quasdorf (Bestensee), Jörg Jenoch (Eichwalde), Gerald Lehmann (Luckau), Anja Heinrich (CDU, Elsterwerda), Herold Quick (Falkenberg/Elster), Jörg Gampe (CDU, Finsterwalde), Jörg Schröder (Seelow), Karsten Ilm (Wriezen), Thomas Günther (SPD, Hennigsdorf), Werner Suchner (Calau), Thomas Zenker (SPD, Großräschen), Frank Steffen (SPD, Beeskow), Axel Zinke (Seddiner See), Michael Knape (Treuenbrietzen), Karsten Schreiber (Kolkwitz), Elisabeth Herzog-von der Heide (SPD, Luckenwalde), Ronald Thiel (Pritzwalk) und Hendrik Sommer (Prenzlau).
wahlen.brandenburg.de
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