- Politik
- Proteste in Katalonien
»EU wird katalanische Unabhängigkeit nicht ignorieren können«
Puigdemont kritisiert Schweigen der Europäischen Kommission / Unabhängigkeitsbewegung hat historische Wurzeln
Berlin. Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont wirft der Europäischen Kommission vor, die Durchführung des Unabhängigkeitsreferendums nicht zu unterstützen. Brüssel habe weggeschaut, als die spanische Regierung die Grundrechte der Katalanen beschnitten habe, wird der Regionalpräsident im »Deutschlandfunk« zitiert.
Vergangene Woche waren hochrangige Regierungsbeamte in Barcelona von der spanischen Polizei festgenommen worden, die das Referendum vorbereitet hatten. Die Polizei hatte zudem Stimmzettel beschlagnahmt. Für die Abstimmung am 1. Oktober rechnet Puigdemont mit großem Zuspruch für die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens. Die EU werde das nicht ignorieren können.
Die Geschichte der Unabhängigkeitsbewegung
Die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens sind so alt wie die Eingliederung der Region in den spanischen Zentralstaat. Dass die ökonomisch stärkste Region Spaniens sich so vehement auf ihre eigenen Wurzeln besinnt, hat vor allem aber historische Ursachen. Denn Sprache und Kultur der Katalanen waren unter der Diktatur von General Francisco Franco (1939-1975) unterdrückt worden, Zentralisierung lautete seine Devise.
Autonomierechte, deren Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen, schaffte das Regime weitgehend ab und entmündigte Regionen wie das Baskenland und Katalonien wirtschaftlich wie politisch. Volksgut und Sprache verteidigten die Katalanen jedoch hartnäckig, immerhin sind sie die größte sprachliche Minderheit in Westeuropa.
Der Übergang zur Demokratie Mitte der 1970er Jahre gab dem Streben der Katalanen nach Selbstbestimmung neue Nahrung. Anders als der des Baskenlandes kennt ihr Nationalismus jedoch keine gewaltsamen und extremistischen Strömungen. Es war die spanische Wirtschaftskrise, die dem Kampf um die Unabhängigkeit Kataloniens vor rund fünf Jahren neuen Schwung brachte. dpa/ek
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.