Und er bewegt sich doch!
»Gläsers Globus« verlässt die Umlaufbahn
Am 12. September 2014 erschien auf unserer Berlin-Kultur-Seite zum ersten Mal Andreas Gläsers Kolumne. Heute, etwas mehr als drei Jahre später, verlässt der punkig-proletarische Poeten-Planet, als den wir »Gläsers Globus« seitdem jeden Freitag mit der Zuverlässigkeit eines Trabanten an uns vorbeirauschen sahen, die nd-Umlaufbahn. Der Abschiedsschmerz hält sich aber in Grenzen: Zum einen ist davon auszugehen, dass Gläser, der als Berliner Lesebühnenautor und Fanzineproduzent seit vielen Jahren in kurzen Abständen Geschichten mitten aus seinem Leben schreibt, diese schöne Gewohnheit auch in Zukunft nicht ablegen und uns gelegentlich daran teilhaben lassen wird. Zum anderen hat sich die Anziehungskraft zwischen ihm und dieser Zeitung als so stark erwiesen, dass er mittlerweile tagtäglich in unserer Poststelle anzutreffen ist.
Bevor Gläser diesen Job begann, war der gelernte Tiefbauarbeiter im Zeitraum seiner Kolumnistentätigkeit als Briefbote und Theaterpförtner tätig. Einige seiner Texte, die auf dieser Seite erschienen sind, erzählen davon. Wer die Kolumnen kennt, wird aber wissen, dass die Arbeit auf »Gläsers Globus« vor allem deshalb eine Rolle spielt, weil man auch davon Unerhörtes erzählen kann. Das wahrhaftige Leben hingegen spielt sich für den 52-Jährigen noch immer nach Feierabend ab: mit den Schachfreunden am Küchentisch, mit dem Sohn auf Reisen, mit der Nachbarin im Kino, mit Kumpels auf Konzerten oder in Fußballstadien - Lichtjahre entfernt vom Millionengeschäft. Neben seiner offensichtlich angeborenen (und schon in insofern verzeihlichen) Leidenschaft für den BFC Dynamo hat Gläser in seinem Herzen längst auch einen Platz für den Hamburger Viertligisten Altona 93 freigeräumt.
Es ist vorgekommen, wenn auch sehr selten, dass »Gläsers Globus« beim Vorbeirauschen einen Schweif hinter sich herzog, der manchen zwielichtig erschien. Dass sich im BFC-Umfeld und in der Oi!-Szene auch Leute herumtreiben, die offensichtlich alles andere als astreine Antifaschisten sind, ist kein Geheimnis. Der Ernst-Busch-Fan Gläser gehört eindeutig nicht dazu. Aber deshalb die Leidenschaft für seinen Verein und seine Musik zu leugnen, käme ihm auch nicht in den Sinn. Wenn es drauf ankommt, weiß er immer Paroli zu bieten. Man muss nicht mit ihm in die Kantine gegangen sein, um das zu wissen. Es reicht auch, seine Texte zu lesen.
Danke, Andreas, für mehr als 150 Kolumnen!
Jans Jukebox trifft Gläsers Globus - 5 Songs, 42 Kolumnen. Das Buch mit eingesteckter Vinyl-Single ist im nd-Shop erhältlich, Tel.: (030) 28 78-17 77.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.