- Politik
- Serbien
»Ärzte ohne Grenzen« wirft EU-Grenzschutzbehörden Gewalt gegen Kinder vor
Die Hilfsorganisation spricht von systematischem unrechtmäßigem Vorgehen gegen Minderjährige in Bulgarien, Ungarn und Kroatien
Berlin. »Ärzte ohne Grenzen« wirft den Grenzschutzbehörden von EU-Ländern Gewalt gegen Kinder und Jugendliche an der serbischen Grenze vor. »Für Kinder und junge Menschen, die versuchen, Serbien zu verlassen, ist Gewalt allgegenwärtig«, erklärte der Landeskoordinator in Serbien, Stephane Moissaing, zu dem am Mittwoch vorgestellten Bericht seiner Organisation. »Es ist erbärmlich und skandalös, dass EU-Mitgliedsstaaten vorsätzlich Gewalt anwenden, um Kinder und Jugendliche davon abzuhalten, in der EU Asyl zu suchen.«
Der in Belgrad und Berlin veröffentlichte Bericht »Games of Violence« von »Ärzte ohne Grenzen« umfasst medizinische und psychologische Daten sowie Aussagen von Betroffenen. Fast alle Kinder und Jugendliche, die im ersten Halbjahr 2017 psychosoziale Hilfe in Anspruch genommen und von Gewalt berichtet hätten, hätten Grenzschutzbeamte aus den EU-Staaten Bulgarien, Ungarn oder Kroatien als Täter genannt, heißt es in der Dokumentation. Es sei ein wiederkehrendes Muster von Schlägen, Hundebissen und dem Einsatz von Pfefferspray erkennbar.
Dies hinterlasse schwere körperliche und psychologische Wunden, sagte Moissaing. »Diese jungen Menschen werden so noch schutzbedürftiger und zudem in die Arme der Schlepper zurückgedrängt, die die EU und die Mitgliedsstaaten angeblich bekämpfen.«
Fast die Hälfte der Kinder gab dem Bericht zufolge an, von bulgarischen Grenzschutz- oder Polizeibeamten Gewalt erfahren zu haben. Die mobilen Teams von »Ärzte ohne Grenzen« in Belgrad dokumentierten nach eigenen Angaben zudem 62 Fälle vorsätzlicher Gewalt an der Grenze von Serbien zu Ungarn sowie 24 Fälle an der Grenze zu Kroatien.
»Ärzte ohne Grenzen« ist nach eigenen Angaben seit Ende 2014 in Serbien aktiv. An den Ein- und Ausreisestellen des Landes bieten Teams medizinische und psychologische Hilfe für Geflüchtete, Asylsuchende und Migranten an und stellen Unterkünfte sowie sanitäre Einrichtungen zur Verfügung. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.