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König Salman besucht Präsident Putin
Russland und Saudi-Arabien vereinbaren Waffenlieferungen und diskutieren eine enge Energiekooperation
Wenn der saudische König verreist, ist er nicht einsam: Von Mittwoch bis zu diesem Samstag ist Salman bin Abdelasis al-Saud mit einer 1000 Köpfe zählenden Delegation zu Besuch in Moskau. Tagelang werden nicht nur politische Fragen, sondern vor allem wirtschaftliche und strategische Belange diskutiert. Beobachter aus Russland meinen gar, eine Kehrtwende der Saudis ausgemacht zu haben, galten die USA doch jahrzehntelang als die Schutzmacht Saudi-Arabiens.
Nicht nur Russland ist an einem neuen Verhältnis zu König Salman und seinen Ministern interessiert, auch die Saudis selber wollen ihre internationalen Beziehungen neu aufstellen - dabei gehen sie aber sehr behutsam vor. Vor zwei Jahren wäre das noch undenkbar gewesen: König Salman bespricht mit Präsident Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow Fragen wie die Zukunft Syriens, die Lage im Irak oder die aktuelle Situation im Persischen Golf mit Schwerpunkt Jemen.
Während Russland den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützt, haben die Saudis verschiedene Oppositionsgruppen finanziert und waren bislang für die Absetzung Assads. Lawrow sagte laut russischer Nachrichtenagentur TASS: »In diesem Zusammenhang beurteilte König Salman die Bemühungen, die syrische Frage im Astana-Format zu lösen, positiv.« In der kasachischen Hauptstadt Astana finden seit diesem Jahr unter Beteiligung Russlands, Iran, Türkei und der UN Gespräche zur Lösung des Syrien-Konfliktes statt.
Nun will Russland Saudi-Arabien beim Aufbau einer eigenen Rüstungsindustrie unterstützen. Eine entsprechende Absichtserklärung sei am Donnerstag unterzeichnet worden. Dazu wurden russische Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien vereinbart. Der russische Rüstungskonzern Rosoboronexport soll unter anderem das Flugabwehrsystem S-400 und Raketenwerfer des Typs TOS-1A an den Golf schicken. Zum Volumen der Verträge wurden offiziell keine Angaben gemacht.
Zudem vereinbarten Moskau und Riad die Gründung eines gemeinsamen Investitionsfonds, der mit einer Milliarde US-Dollar gefüllt werden und Energieprojekte unterstützen soll. Auch eine saudische Beteiligung von 250 Millionen US-Dollar an dem russischen Erdöldienstleiser Eurasia Drilling wurde diskutiert. Der amerikanische Konkurrent Schlumberger versucht derzeit ebenfalls bei Eurasia Drilling einzusteigen und die Mehrheit zu übernehmen.
Moskau hatte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder versucht, einen Fuß in den Waffenmarkt von Riad zu bekommen. Sergei Tschemesow, Chef des russischen Rüstungskonzern Rostec, sagte der Nachrichtenagentur TASS, in der jüngeren Vergangenheit seien mit Riad Vertragspakete bis zu 20 Milliarden US-Dollar diskutiert worden, doch »der geopolitische Faktor hat bislang immer dagegen gesprochen«. Nicht nur die Nähe der Saudis zu den USA - erst in diesem Frühjahr hatte US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch in Saudi-Arabien Waffenlieferungen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar vereinbart - Auch Moskaus Verbündeter Iran stand einer Kooperation bisher im Weg.
In Russland waren die Erwartungen an den Besuch äußerst hoch. Vor allem rechnete Moskau mit Wirtschaftsaufträgen in Milliardenhöhe. »Der Besuch von König Salman und seinen wichtigsten Ministern und Wirtschaftsberatern soll als Auftakt für eine dauerhafte Beziehung beider Länder dienen. Der erste Schritt der russisch-saudischen Kooperation wird sein, die Energiepreise weiter zu kontrollieren«, sagte Wjatscheslaw Smirnow, Direktor des Forschungsinstituts für politische Soziologie, der Nachrichtenagentur Ria.
Die Zusammenarbeit zwischen Moskau und Riad auf dem Ölsektor gilt tatsächlich als sehr pragmatisch. Saudi-Arabien als größter Produzent in der Organisation erdölfördernder Länder (Opec) und Russland als wichtigstes Nicht-Opec-Land hatten Anfang des Jahres eine Drosselung der Förderung beschlossen, um die Preise zu stabilisieren. Zusammen sind Russland und Saudi-Arabien für 25 Prozent der weltweiten Ölproduktion verantwortlich.
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