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Gestohlene Träume
Sarah Beth Durst schickt Sophie auf ein Abenteuer
Sophie hat erst ein einziges Mal in ihrem Leben einen Traum gehabt. Und das war nicht einmal ihr eigener, denn Sophie kann nicht träumen. Sie hat das Traumfläschchen aus dem geheimen Laden ihrer Eltern geklaut und heimlich getrunken. Damals war sie sechs.
Sarah Beth Durst: Die Macht der verlorenen Träume.
A. d. Am. v. Nadine Mannchen. Loewe, 320 S., geb., 14,95 €
Inzwischen ist Sophie zwölf Jahre alt und hilft ihren Eltern bei der Traumbeschaffung. An die Kinder in ihrer Schule, die von Albträumen geplagt werden, verteilt sie Traumfänger. Darin verfangen sich die bösen Träume und wenn Sophie sie in den Laden ihrer Eltern zurückbringt, verarbeiten die den Traum weiter. Im Keller ihres Hauses steht eine Traumdestille, ein kompliziertes Gerät aus feinen Glasrohren und unzähligen Rädchen, Ventilen und Hebeln. Die Destille verwandelt den Traum in Flüssigkeit. In Flaschen abgefüllt, werden die Träume von den Eltern verkauft. Manche wollen schöne Träume, andere Albträume, um sich zu gruseln. Doch eines Tages findet Sophie den Laden verwüstet, die Traumdestille und alle Monsterträume und Sophies Eltern sind verschwunden. Sie hat den geheimnisvollen Herrn Nachtmahr unter Verdacht. Gemeinsam mit ihrem Freund Ethan und ihrem zahmen Monster »Monster« macht sie sich auf die Suche. Doch dann verschwinden plötzlich die Kinder, denen Sophie Traumfänger gegeben hat. Kinder, die Albträume haben. Monsterträume. Was hat der Dieb mit ihnen vor?
Sarah Beth Durst verbindet eine Abenteuergeschichte mit Elementen aus Fantasy und Märchen. Träume können extrahiert werden, Monster erwachen zum Leben und Regenbogen dienen als Fluchtweg vor Bösewichten. Die Geschichte ist spannend und, obwohl für Kinder ab elf Jahren empfohlen, sicher nichts für die zartbesaiteten unter ihnen. Dabei schneidet die New Yorker Autorin auch Themen an, die nicht nur für Kinder relevant sind. Die Außenseiterin Sophie lernt, dass Freundschaft mehr bedeutet, als zu den coolen Kids zu gehören. Sie erfährt, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und mutig für diejenigen zu sein, die man liebt.
Es geht um die Bedeutung der Träume, die oft mehr sind als wahllos aneinander gereihte Fantasiebilder. Alle Kinder, die im Roman unter Albträumen leiden, haben Sorgen, die eigentlich zu groß für sie sind. Und diese Sorgen suchen sich ihr Ventil in der Nacht. So sind es Ängste, die in unseren Träumen Monster erschaffen. Ein Grund, weshalb nicht alle Monster per se bösartig sind, was Durst in der Geschichte immer wieder herausarbeitet. Sie verweisen uns bloß auf etwas, das wir erkennen müssen.
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