Nur mal eben Nazi-Propaganda tanken

An einer Tankstelle in der Oberlausitz werden fragwürdige Blechschilder verkauft

  • Katharina Schwirkus
  • Lesedauer: 2 Min.

Der freie Journalist Thomas Datt veröffentlichte am Samstag ein Foto von einer Tankstelle in der Oberlausitz. Während an der Kasse das Magazin »Weltkrieg« ausliegt, das früher »Landser« hieß und verherrlichend an Gräueltaten deutscher Soldaten erinnert, macht ein Themenregal besonders auf sich aufmerksam. Neben Plüschtieren und Zeitungen findet sich alles, was das rechte Herz begehrt. Das Foto von Datt zeigt Blechschilder, die an vergessene Zeiten und Personen erinnern.

Eines ist beispielsweise Erwin Rommel gewidmet, der deutscher Generalfeldmarschall in der Zeit des Nationalsozialismus war. Er ist maßgeblich für seinen Einsatz in Nordafrika bekannt, von Soldaten wie Gegnern wurde er »Wüstenfuchs« genannt. Die Nazis entwickelten den »Mythos Rommel« und verbreiteten seinen Beinamen weiter. Zudem wurde noch in den 1960er Jahren ein Kriegsschiff mit dem Namen »Rommel« entwickelt. Die Bundeswehr nutze den Zerstörer bis 1999. Daher ist davon auszugehen, dass es in weiten Teilen der Gesellschaft kein kritisches Bewusstsein über den Nazi-Generalfeldmarschall Erwin Rommel gibt.

Ein anderes Schild zeigt die Schwarz-Weiß-Rote-Flagge, in der Mitte ist das eiserne Kreuz platziert, darüber hinweg steht der Schriftzug »Deutsches Schutzgebiet«. Auch die originale Reichskriegsflagge ist zu haben und es wimmelt nur so von Reichsadlern. Auf einem Schild hat ein Soldat den Finger vor den Mund gelegt, darunter prangt der Schriftzug: »Schweige! Du bringst mich in Gefahr.« Links im Bild ist gerade so noch ein Magazin zu sehen, auf dem Beate Zschäpe abgebildet ist, was auf skurrile Art passt.


Das Foto von den Blechschildern wurde auch auf der Internetplattform Reddit veröffentlicht. Hier diskutieren die Nutzer leidenschaftlich über den Inhalt. Einer, der offensichtlich ein Problem mit den Schildern hat, empfiehlt: »Ich verstecke diesen rassistischen Scheiß, egal wo ich das finde. Immer andere Zeitschrift davor stellen, fertig. Keine Laufkundschaft mehr.« Ein anderer Nutzer berichtet: »Wahlsachse hier. Ich will nach vier Jahren auch nur noch raus. Die Stimmung ist so heftig umgeschlagen, dass es kaum noch ertragbar ist.«

Auch unter dem Twitter-Foto wird diskutiert und zahlreiche Fotos von ähnlichen Motiven in der realen Welt werden verbreitet. Das Foto wurde bereits mehr als 1400 Mal weiter verbreitet und mehr als 1500 mal geliked. Der Inhaber verrät derweil nicht, in welcher Tankstelle er es genau aufgenommen hat. Ein Twitter-Nutzer kommentiert passend zu dieser Frage: »Name? Kette? Bin mir sicher kein Konzern hat Bock auf den Shitstorm.«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.