Zu Hause im Provisorium
Die 69. Frankfurter Buchmesse eröffnet in turbulenten Zeiten
Frankfurt am Main. Die Containerbauweise hat jüngst vor allem durch die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften und Schulergänzungsbauten von sich reden gemacht. Wenn sie über ihren pragmatischen Nutzen hinaus etwas symbolisiert, dann wohl die fragwürdige Einrichtung im Provisorischen. Mit vier aufeinandergetürmten Wohncontainern wirbt nun auf dem Freigelände der Frankfurter Buchmesse ein Schweizer Verlag für sich - die Fenster aufgeschlagen wie die Seiten eines Buches. In der untersten Etage sollen die Geschäfte abgewickelt werden, in den zwei Stockwerken darüber präsentiert das Unternehmen seine Titel, oben gibt es ein vollständig eingerichtetes Hotelzimmer - einschließlich einer zehnminütigen abendlichen Lesung durch einen Autor des Hauses - und auf dem Dach soll eine Bar installiert werden. Klingt gemütlich. Gemütlicher jedenfalls als einiges, was sich hinter den Fassaden der Messe in den kommenden Tagen noch so abspielen dürfte.
Bereits im Vorfeld der 69. Frankfurter Buchmesse, die an diesem Dienstagabend von Angela Merkel und Emmanuel Macron als Repräsentant des Gastlandes Frankreich eröffnet wird, wurde heftig über die verstärkte Präsenz rechtsradikaler Verlage gestritten. Während die Unterzeichner eines offenen Briefes »die Absage aller antidemokratischen und rassistischen Veranstaltungen auf der Buchmesse« fordern, beharrt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels darauf, Verlage und Bücher zu akzeptieren, »solange sie nicht gegen bestehende Gesetze verstoßen«.
Die Konflikte der Gegenwart machen vor der Buchmesse nicht Halt. Auf kleinere Verlage kommen neben gesellschaftlichen Turbulenzen auch zähe Verhandlungen um ihre Existenzsicherung zu. Schlampige Gesetze und die unzureichend regulierte Marktmacht der Konzerne sind für sie erdrückend. mha
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