Neue Rechte trumpft auf Buchmesse auf

Politische Auseinandersetzungen, linke Proteste und Gewalt von rechts in Frankfurt am Main

  • Lesedauer: 3 Min.

Frankfurt am Main. »Junge Freiheit«, Manuscriptum, der Antaios-Verlag, Björn Höcke: Die Präsenz von neurechtem Personal und ihren Publikationen auf der Frankfurter Buchmesse war wohl noch nie so geballt wie in diesem Jahr. Dementsprechend intensiv fielen die Reaktionen linker Besucher und Demonstranten aus, die den Rechtsaußen nicht die Initiative überlassen wollten. Die Folge waren Proteste, Tumulte, abgebrochene Veranstaltungen und Handgreiflichkeiten.

So störten in den vergangenen Messetagen mehrmals linke Aktivisten die Auftritte von Neurechten. Etwa wollte der Antaios-Verlag ein Buch mit dem Titel »Mit Linken leben« präsentieren. Gegen diese Veranstaltung mit dem völkischen Nationalisten und AfD-Politiker Björn Höcke protestierten etwa 80 Demonstranten und hielten dem Verlag auf einem Plakat entgegen: »Ihr könnt nicht schreiben, ihr könnt nur hetzen«. Die Anhänger Höckes antworteten mit dem Slogan »Jeder hasst die Antifa« und griffen die Demonstranten an. Plakate wurden zerrissen. Die Polizei griff erst spät ein.

Der Frankfurter Stadtverordnete der Satire-Partei »Die Partei« Nico Wehnemann wurde am Samstag bei Protesten gegen die rechten Identitären von einem Sicherheitsdienst der Frankfurter Buchmesse verletzt. Am Freitag schlug ein Zuhörer einer Lesung der rechtsradikalen Wochenzeitung »Junge Freiheit« auf den linken Verleger Achim Bergmann ein.

Die Journalistin Kathrin Weßling schrieb auf Facebook von »Gewalt von rechts gegen völlig friedliche Demonstranten«. Gegendemonstranten seien von dem rechten Schriftsteller Akif Pirinççi als psychisch krank bezeichnet worden. »Was ich heute erlebt und gesehen habe, hat mich sehr traurig und wütend gemacht. Rechte werden von der Polizei geschützt, Demonstranten mundtot gemacht, eingeschüchtert, bedroht.«

Repräsentanten der Buchmesse, die die Auftritte der Rechtsradikalen zugelassen hatten, erklärten sich anschließend zu den Geschehnissen. Sie verurteilten »jede Form von Gewalt« - und kritisierten damit auch die linken Proteste: »Sie verhindern den Austausch von politischen Positionen. Wir werden sie als Mittel der Auseinandersetzung nicht zulassen.« Buchmessedirektor Juergen Boos sprach auch mit Antaios-Verleger Götz Kubitschek. Boos hatte die Präsenz der rechtsgerichteten Verlage zuvor mit einem Plädoyer für Meinungsfreiheit verteidigt. In der Nacht zum Freitag war ein Gemeinschaftsstand der Zeitschrift »Tumult« und des Verlags Manuscriptum nach deren Angaben von Unbekannten leergeräumt worden.

Die Messeplanung hatte den rechten Antaios-Verlag in Halle 3.1 in der Nähe der antirassistischen Amadeu-Antonio-Stiftung platziert. Diese lehnte nach eigenen Angaben die Aufforderung zur Diskussion mit Vertretern des Antaios-Verlags ab: »Eine Diskussion ›auf Augenhöhe‹ mit den Neuen Rechten würde bedeuten, dass wir unsere demokratischen Überzeugungen zur Debatte stellen.« nd/Agenturen

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.