»Didi« Senft schließt Rad-Museum

  • Jeanette Bederke
  • Lesedauer: 3 Min.

Storkow. Wenn Dieter Senft in Blaumann und Strickmütze an seinen Fahrrad-Kuriositäten schraubt, wird er nur selten erkannt. Sobald der 65-Jährige aus Storkow (Oder-Spree) allerdings sein rot-schwarzes Teufelskostüm überstreift, kennen ihn Radsportfans auf der ganzen Welt. Denn in dieser Aufmachung ist der gelernte Karosseriebauer als quirliger »Tour-Teufel« berühmt geworden. 1993 tauchte er erstmals im Teufelskostüm am Wegesrand der »Tour de France« auf. In den Folgejahren wurde »Didi« vom kuriosen Fotoobjekt zum Maskottchen des berühmten Radrennens.

Doch Senft ist mehr als ein verrückter Radfan am Wegesrand. Über 200 kuriose Fahrrad-Konstruktionen hat er seit den 1970er Jahren zusammengeschraubt. Mit 17 dieser einmaligen Räder - vom kleinsten bis zum größten, über das längste und das höchste - steht er im Guinness-Buch der Rekorde. 13 Jahre lang hatten seine pedalbetriebenen Konstruktionen Platz in »Didis Museum der Fahrrad-Kuriositäten« am Ortseingang von Storkow. Nun ist das Museum geschlossen. »Ich habe dafür einfach keine Zeit und Kraft mehr. Zumal ja kaum noch Besucher kamen«, sagt er traurig.

Doch in den Ruhestand geht er nicht. Schon im Dezember jettet er wieder um die Welt: diesmal zu einem Profiradrennen nach Taiwan. Die Ausrichterfirma der »Tour de France« hat ihn schon vor Jahren als Werbefigur engagiert. »Ich verdiene damit nicht das große Geld, habe aber keine Kosten und dafür jede Menge Spaß. In meinem Alter ist das einfach irre, was da passiert«, sagt der Rentner.

In den vergangenen Jahren hatte seine Frau das Museum offen gehalten, während »Didi« unterwegs war. Doch ein Kuriositäten-Museum ohne den Tüftler selbst ist eben nicht so lustig für Besucher. Denn nur der neudeutsch als »Velodesigner« bezeichnete Brandenburger vermochte es, mühelos auf einem Mini-Tridem zu fahren oder ein Hängematten-Liegerad in Bewegung zu setzen.

»Didi ist ein Künstler, kein Museumsbetreiber. Die Leute aber wollen ihn in Aktion erleben«, sagt Ellen Rußig, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree. Die Schließung seines Museums sei ein Verlust für die Fahrrad-Region. Sie könne seine Entscheidung aber verstehen.

Und die hat sich Senft nicht leicht gemacht. Bereits seit Jahren versucht er vergeblich, seine Radkreationen gemeinsam im Paket zu verkaufen, damit sie anderswo ausgestellt werden. Da das nicht gelang, reißt er die Sammlung nun doch auseinander: Zehn seiner Weltrekordräder stehen inzwischen im österreichischen Radstadt, ein halbes Dutzend weiterer am Bahnhof in Zeesen (Dahme-Spreewald). Und es gibt noch weitere Anfragen.

Das hört Storkows Tourismusmanager Andreas Gordalla mit Freude. Andererseits würde er Didis Räder auch gerne im Ort behalten. »Wir sind eine Region mit vielen Radwegen. Entlang unserer Teufelstour könnten seine Kuriositäten stehen«, erneuert er ein früheres Angebot. 500 000 Euro müsste die Stadt investieren, um das Konzept umzusetzen. Noch ist sich die Stadt mit Senft darüber aer nicht einig. Der Tourismusmanager ist aber bereit, noch einmal alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. »Ich bin in dieser Sache ganz offen«, signalisiert auch Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD). dpa/nd

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