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- Krise in Katalonien
Total verrannt
Nelli Tügel findet, dass die EU in Spanien jetzt vermitteln muss
In der Pädagogik gilt es als wichtig, Kindern die Gelegenheit zu geben, ihre Konflikte selbst zu lösen. Wenn immer sofort ein paar eifrige Eltern zur Stelle sind, sobald sich ein Streit anbahnt, wird der Nachwuchs nie lernen, schwierige Situationen kooperativ zu meistern. So weit, so gut. Es gibt aber - Eltern kennen das - eine Grenze, ab der aus pädagogischem Nichteingreifen Fahrlässigkeit wird. Diese Grenze ist erreicht, wenn die Streithähne sich verrannt haben - oder ein Beteiligter dem anderen unterlegen ist.
Dass die EU sich nach wie vor weigert, im immer weiter eskalierenden Konflikt zwischen der spanischen Regierung und dem abtrünnigen Katalonien vermittelnd einzugreifen, ist fahrlässig. Jeder kann sehen, dass sich die Konfliktparteien in eine aussichtslose Lage gebracht haben - und die katalanische Regionalregierung ist allem selbstbewussten Auftreten zum Trotz dem spanischen Staat unterlegen. Ein Konflikt auf Augenhöhe ist das nicht.
Selbst wer einigermaßen leidenschaftslos in Bezug auf die Sache der Unabhängigkeit ist, muss sich fragen, worauf die Strategie des spanischen Ministerpräsidenten eigentlich hinauslaufen soll. Mag er das Gesetz noch so sehr auf seiner Seite haben: Dass mit immer drastischeren Maßnahmen der Konflikt nicht zu befrieden sein wird, ist doch offenkundig. Aber Rajoy hat längst seinen »point of no return« überschritten. Er muss weitermachen, damit er das Gesicht nicht verliert. Kluge Diplomatie wird es von dieser Seite nicht geben.
Deshalb muss jetzt Brüssel ran!
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