Sylt-Pendler blockieren Bahnverkehr
Gewaltfreier Protest gegen häufige Zugausfälle
Kiel. Drei Stunden lang haben am Mittwoch rund 550 verärgerte Sylt-Pendler auf dem Festland im Bahnhof Klanxbüll (Kreis Nordfriesland) gewaltfrei den Bahnverkehr blockiert. Die Bundespolizei beobachtete die Szenerie, griff aber nicht ein. Hintergrund für die drastische Aktion sind die seit einem Jahr andauernden Verspätungen, Zugausfälle und überfüllte Waggons auf der sogenannten Marschbahn. Standen auf der Strecke von Hamburg nach Sylt zunächst viele schadhafte Waggons über Monate nicht zur Verfügung, für die es nur ungenügend Ersatz gab, musste die Deutsche Bahn seit einigen Wochen wegen diverser Defekte auf mehrere Lokomotiven verzichten. Da es an Aushilfsloks fehlte, hatten die vorwiegend als Berufspendler die DB-Regio-Verbindung nutzenden Reisenden das Nachsehen.
Nach Auskunft vom zuständigen Nahverkehrsbund Schleswig-Holstein werden sich die Reparaturen am Technikpark noch bis September 2018 hinziehen. Der DGB forderte im Interesse der betroffenen Arbeitnehmer, dass Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) unverzüglich mit Lösungen eingreife. Vor einigen Wochen war der Fall einer berufstätigen Mutter vom Festland bekannt geworden, die völlig entnervt ihre Anstellung auf der Nordseeinsel gekündigt hatte, weil sie für eine Halbtagstätigkeit mitunter elf Stunden als Bahnkundin unterwegs war. Einer der Demonstrierenden sprach am Mittwoch wohl vielen aus dem Herzen: »Seit Monaten klauen sie uns unsere Freizeit.« Der Verein Sylter Unternehmer äußerte vollstes Verständnis für die Blockadeaktion der Pendlerinitiative. dh
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.