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Der bessere Kapitalist
Simon Poelchau über Draghis ganz langsame Abkehr von den Niedrigzinsen
Ein Schritt nach vorne, zwei zurück. Das ist das Motto, mit dem der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi ganz, ganz gemächlich am Donnerstag den Einstieg in den Ausstieg wagte.
Natürlich: Er halbiert das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe auf 30 Milliarden Euro ab Januar. Aber gleichzeitig verlängert Draghi damit eben auch das Programm, das eigentlich zu Ende des Jahres auslaufen sollte. Und auch die Leitzinsen werden vermutlich bis ins übernächste Jahr hinein auf dem Rekordtief gelassen. Dies ist also alles andere als eine zügige Abkehr von der Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahr, wie es manche Stimmen hierzulande fordern. Doch was wäre die Alternative? Immer mehr Experten warnen, dass eine zu rasche Anhebung der Zinsen den Aufschwung in der Eurozone wieder zunichte machen könnte, weil dies den Unternehmen die Kredite zu teuer machen würde. Außerdem machen höhere Leitzinsen auch den Euro im Vergleich zum US-Dollar teurer. Und dies ist Gift für alle Unternehmen, die exportieren wollen. Übrigens trifft dies auch für deutsche Unternehmen zu, weshalb die hiesige Wirtschaft besonders vom billigen Euro profitiert.
Dass Mario Draghi die Märkte im Großen und Ganzen weiterhin mit billigem Geld flutet, hat also seinen Grund darin, dass er den Kapitalismus besser versteht als manch ein konservativer oder rechtspopulistische Politiker.
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