Wir waren Helden

Der Generation der Millennials wird gerne soziale Apathie vorgeworfen. Das Erdbeben in Mexiko hat die Kritiker eines Besseren belehrt. Wahre Superhelden fliegen im Alltag unter dem Radar und beweisen sich im Augenblick der Katastrophe.

  • Corinna Ada Koch
  • Lesedauer: ca. 7.5 Min.

Sie war im ersten Stock und gab gerade eine Sportstunde, als es passierte, erzählt die junge Lehrerin Ximena Trias Gil. Um 13.15 Uhr begann der Boden unter der Privatschule Enrique Rebsamen zu beben und ließ den Neubau der Schule erzittern. »Ich folgte dem Protokoll und wies die Kinder an, über die Treppe in den Hof zu gehen. Mir selber blieb dann keine Zeit mehr.« Das Gebäude neigte sich zur Seite, ehe die Mauern dem Druck der Decken nachgaben und sechsunddreißig Menschen unter sich begruben. »Aus Zufall fiel ich hinter ein Sofa, wo sich mit der niedergestürzten Decke ein Spalt bildete, der mich rettete.« Dann kamen die Dunkelheit, der Staub und die Schreie. »Ganz nah hörte ich die Schreie eines Mädchens, ihre Stimme klang gedämpft, als wäre ihr Gesicht an Trümmerteile gepresst. Ich rief ihr zu, dass sie durchhalten soll, dass Hilfe auf dem Weg ist.«

Anderthalb Stunden harrte Ximena aus, währenddessen hörte sie auch die Stimme de...


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