Ein Zwist bis in den Tod
Nordrhein-Westfalen: Der Streit um die Kohl-Tonbänder geht am 15. Februar in die nächste Runde - das neue Kapitel spielt auch wieder in Köln
Köln. Im Streit um die sogenannten Kohl-Tonbänder verhandelt das Oberlandesgericht Köln am 15. Februar mündlich über die Berufungen in drei Verfahren gegen den ehemaligen Ghostwriter Heribert Schwan. In dem Buch »Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle« hatte Schwan ausführlich aus Tonband-Aufnahmen zitiert, die der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl für seine Memoiren angefertigt, aber nie freigegeben hatte. Wie das Oberlandesgericht am Mittwoch mitteilte, ist auf Klägerseite die Witwe Kohls, Maike Kohl-Richter, als Erbin in die Position des im vergangenen Juni gestorbenen Altkanzlers getreten.
In der Vorinstanz hatte das Landgericht Köln im vergangenen April den ehemaligen Kohl-Ghostwriter Schwan, seinen Co-Autor Tilmann Jens und die Random House Verlagsgruppe wegen besonders schwerer Verletzung des Persönlichkeitsrechts zu einer Rekordzahlung in Höhe von einer Million Euro verurteilt. Das Landgericht hatte Schwan zudem verboten, 116 Zitate aus dem im Jahr 2014 erschienenen Buch wörtlich oder sinngemäß zu verbreiten. In einem dritten Verfahren verurteilte das Gericht Schwan zur Auskunft über den Umfang und Verbleib der Tonbänder. Bereits seit im Jahr 2015 darf das Buch aufgrund einer damals ausgesprochenen einstweiligen Verfügung zu 115 Zitaten nicht mehr in der ursprünglichen Form erscheinen. In den Rechtsstreitigkeiten (AZ: 15 U 64/17 und 66/17), in denen es um Geldentschädigungen und um Auskunft über Tonbandkopien geht, wurde nach Angaben des Oberlandesgerichts Köln von beiden Seiten Berufung eingelegt. Im Streit über die Unterlassung von Äußerungen legte Schwan Berufung ein (AZ: 15 U 65/17).
Kohl und Schwan hatten 1999 mit dem Verlag jeweils eigene, aber aufeinander abgestimmte Verträge zur Erstellung der Memoiren geschlossen. In den Jahren 2001 und 2002 traf sich Kohl an mehr als 100 Tagen für Interviews mit seinem Ghostwriter. So kamen rund 630 Stunden Tonmaterial auf insgesamt 200 Tonbändern zusammen. Der Altkanzler überwarf sich jedoch vor der Veröffentlichung des vierten Memoiren-Bandes mit Schwan. Kohl starb am 16. Juni im Alter von 87 Jahren. epd/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.