100 Jahre Balfour

Feier und Protest zu Jahrestag der Deklaration

  • Lesedauer: 3 Min.

London. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat zum 100. Jahrestag der Balfour-Deklaration die Anerkennung Israels als jüdischen Staat von den Palästinensern gefordert. Die Erklärung gilt rückblickend als wichtige Unterstützung für die spätere Gründung Israels. »Hundert Jahre nach Balfour sollten die Palästinenser endlich die nationale Heimstätte der Juden und den jüdischen Staat anerkennen«, sagte Netanjahu nach einem Treffen mit der britischen Premierministerin Theresa May am Donnerstag in London.

In den Palästinensergebieten protestierten dagegen Tausende Menschen in mehreren Städten. In Ramallah im Westjordanland zeigten sie Plakate mit Aufschriften, wie »Ein Versprechen derjenigen, die nicht die Besitzer sind, denjenigen, die nicht berechtigt sind« und »Gerechtigkeit und Freiheit für Palästina«. Kinder schwenkten schwarze Fahnen. Auch in anderen Städten im Westjordanland und im Gazastreifen gab es Demonstrationen.

Während des Ersten Weltkriegs hatte der britische Außenminister Arthur Balfour am 2. November 1917 in einem Schreiben zugesichert, die Schaffung eines nationalen Heims für die Juden in Palästina zu unterstützen. Dies wurde 1922 in das Völkerbundmandat bezüglich Palästina aufgenommen und führte indirekt zur Gründung des Staates Israel 1948. Im Unabhängigkeitskrieg wurden Hunderttausende Palästinenser vertrieben oder mussten aus ihrer Heimat fliehen. Trotzdem hatten May und Netanjahu angekündigt, den Jahrestag »mit Stolz« zu begehen. Für den Abend war ein festliches Essen in London geplant. Der britische Labour-Chef und Oppositionsführer Jeremy Corbyn hatte angekündigt, der Einladung zu dieser Veranstaltung nicht zu folgen.

In der »Balfour-Deklaration« heißt es wörtlich, »die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinden in Palästina (...) in Frage stellen könnte«. Gleichzeitig hatte Großbritannien, von 1922 bis 1948 Mandatsmacht in Palästina, auch der arabischen Seite ähnliche Versprechungen gemacht.

Der britische Graffitikünstler Banksy feierte am Mittwoch eine »Enschuldigungs-Party« vor seinem »The Walled off Hotel« an der israelischen Sperranlage in Bethlehem. Die Ehrengäste der Party waren nach Angaben der israelischen Zeitung »Haaretz« palästinensische Kinder aus den nahe gelegenen Flüchtlingscamps. Eine als britische Königin Elisabeth II. verkleidete Person enthüllte eine in die Sperrmauer geätzte Inschrift »Er... Sorry« mit einer Krone darüber.

Eine lange Tafel wurde mit angebrannten britischen Flaggen dekoriert. Banksy, dessen Identität geheim ist, ließ laut »Haaretz« mitteilen: »Der Konflikt hat den Menschen auf allen Seiten so viel Leid gebracht, es hat sich nicht angemessen angefühlt, die britische Rolle darin zu «feiern».« dpa/nd

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