Seehofers grüne Seite

Uwe Kalbe über das für den Parteichef gefährliche Rumoren in der CSU

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Wahlen sind der Stoff, aus dem Entmachtungen geschmiedet werden, jedenfalls, wenn sie verloren wurden. Horst Seehofer steht das Bild früher gescheiterter CSU-Parteichefs vor Augen. Doch der Mann ist ein besonders eigenwilliger Vertreter seiner Zunft. Und obwohl er den eigenen Rücktritt längst angekündigt hatte, verspricht sein Vorgehen in der Krise nun ein Lehrstück an politischer Selbstbehauptung zu werden, zumal sich das Drehbuch zu guten Teilen aus persönlichen Animositäten und Intrigen speist.

So gesehen ist das schlechte CSU-Ergebnis zur Bundestagswahl nun zugleich ein Umstand, der Seehofer an der Macht hält. Ihm sind die Verhandlungen zu Jamaika anvertraut, von ihm hängt damit ab, welches Gewicht München in den nächsten vier Jahren in Berlin haben wird. Ein Hasardspiel, weil zu forsches Auftreten die Erfolgsaussichten für eine Koalition erschweren, vor allem die Grünen abschrecken muss. Wenn Seehofer das Unmögliche gelingt, er die CSU gut aussehen lässt, ohne Jamaika zu gefährden, dann wird es für seine Widersacher schwerer, ihn zu stürzen. Dann wird Seehofer zwar demnächst gehen, aber zu seinen eigenen Bedingungen. So ist einerseits zu befürchten, dass wieder einmal bayerische Befindlichkeiten unangemessen Gewicht für die Bundespolitik haben. Und kurios, dass andererseits ausgerechnet Grünen-Langmut Seehofer das Leben retten könnte.

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