Besuch im Schatten Nordkoreas

US-Präsident Donald Trump vereinbart in Japan mit Premier Shinzo Abe Waffenverkäufe

  • Susanne Steffen, Tokio
  • Lesedauer: 3 Min.

Japan könne die nordkoreanischen Raketen, die Machthaber Kim Jong-un in den vergangenen Wochen gleich mehrfach über die ostasiatische Wirtschaftsmacht hinweg gefeuert hat, vom Himmel schießen, warnte US Präsident Donald Trump am Montag in Tokio. Japans ultrakonservativer Premier Shinzo Abe pflichtete seinem engsten Verbündeten bei und erklärte in der gemeinsamen Pressekonferenz zum Auftakt von Trumps Marathon-Asienreise, sein Land sei in der Lage, Raketen aus Pjöngjang abzufangen, falls nötig.

»Die Zeiten der strategischen Geduld sind vorbei«, sagte Trump und betonte erneut, dass alle Optionen - auch ein militärisches Eingreifen - auf dem Tisch liegen. Trump kündigte ferner an, Japan werde »große Mengen« an amerikanischer Militärausrüstung kaufen. Abe ergänzte, angesichts der äußerst schwierigen Lage in Nordkorea müsse die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt ihre qualitative und quantitative Verteidigungsfähigkeit ausbauen. Ob die beiden allerdings tatsächlich einen Waffendeal unterzeichnet haben, blieb zunächst unklar.

Bereits im September hatte Trump per Twitter verkündet, er werde Nordkoreas Nachbarn Japan und Südkorea erlauben, hochentwickeltes Militärgerät in den USA einzukaufen. Im Gegensatz zu Südkorea besitzt Japan jedoch keine vollwertige Armee, da die pazifistische Nachkriegsverfassung Tokio den Einsatz von Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung verbietet. Abe hofft, dass die Nordkoreakrise dazu beiträgt, die Stimmung in der Bevölkerung so zu beeinflussen, dass eine Verfassungsänderung durchsetzbar wird, welche die Selbstverteidigungskräfte zu einer echten Armee aufwerten würde.

Bevor sich Trump und Gastgeber Abe am Montagnachmittag der Presse stellten, trafen sie Angehörige der in den 70er und 80er Jahren von Nordkorea entführten Japaner. »Wir haben gerade sehr traurige Geschichten über Familienmitglieder gehört«, kommentierte der US-Präsident das Treffen. Während Nordkorea behauptet, alle 13 Entführungsopfer seien entweder nach dem historischen japanisch-nordkoreanischen Gipfel im Jahr 2002 freigelassen worden oder seien im Norden gestorben, fürchtet die Regierung in Tokio, dass es noch viel mehr Opfer gebe, von denen einige möglicherweise noch am Leben seien. Trump erklärte, es wäre ein wichtiges Signal, wenn Pjöngjang die Opfer freilasse.

Neben der Nordkoreakrise diskutierten Abe und Trump auch über Handelsfragen. Trump hatte unmittelbar nach seinem Amtsantritt den Rückzug aus dem transpazifischen Freihandelsabkommen TPP erklärt und versucht nun, das dadurch entstandene Vakuum zu füllen. In der gemeinsamen Pressekonferenz erklärte Abe, die beiden Wirtschaftsmächte wollten gemeinsam an der Erstellung neuer Handels- und Investitionsregeln in der gesamten asiatisch-pazifischen Region arbeiten. Zuvor hatte Trump bei einem Treffen mit amerikanischen Geschäftsleuten Japan öffentlich wegen des amerikanischen Handelsdefizits kritisiert.

Doch solche Misstöne waren die Ausnahme während Trumps erstem offiziellen Japanbesuch als US-Präsident. Sowohl Trump als auch Abe waren darauf bedacht, zu demonstrieren, dass die beiden Alliierten so eng zusammenstehen wie noch nie.

Beide inszenierten auch ihre persönliche Freundschaft - unter anderem mit einer Runde informeller Golf-Diplomatie kurz nach Trumps Landung in Tokio. Japanischen Medienberichten zufolge begrüßte Abe seinen wohl besten Freund auf internationalem Parkett mit einer Baseballmütze mit der Aufschrift »Donald & Shinzo machen die Allianz noch besser«.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -