Das Schmächtige ist das Zähe
Bagger und Poesie: Andreas Dresen verfilmt das Leben von Gerhard Gundermann.
Der Schock ist ehrlich. Ich traue meinen Augen nicht. Da, auf der Hollywoodschaukel, sitzt Gerhard Gundermann, im Jogginghosenlook. Ja, er. Das Schniefen, der sprachliche, gestische Schnodder. Es ist Nachmittag, Kaffeezeit. Der Garten des Hauses in Spreetal. Aber es ist 2017, fast zwanzig Jahre nach dem Tod des Arbeiters und Sängers. Unglaublich - als sei das alles nicht wahr.
Es ist nicht wahr. Gundermann ist der Schauspieler Alexander Scheer, und es ist kein sommerlicher Nachmittag im Spreetal, sondern Oktober, früh um sieben in Gelsenkirchen. Ich stehe in einer der Kulissen zum Film »Gundermann«, den Andreas Dresen dreht. Das Buch schrieb Laila Stieler, die langjährige Arbeitspartnerin (»Die Polizistin«, »Willenbrock«). Langgehegt, dieses Projekt. Es hat viel mit Dresen selbst zu tun, mit seinem Blick auf jüngere deutsche Geschichte. Er sei »ein Wächter über die Nuancen«, notierte Wolfgang Kohlhaase über Dresen, er meint die Me...
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