Zu schön, um wahr zu sein
Roland Etzel über eine amerikanisch-russische Syrien-Verlautbarung
Die Botschaft hört man wohl und gern: Die Präsidenten Russlands und der USA sind sich angeblich einig, dass der Syrien-Konflikt nicht militärisch gelöst werden könne. Wie das gehen soll, haben sie nämlich nicht gesagt, und so fehlt der Glaube, dass das überhaupt ernst gemeint war. Die beiden Großmächte unterstützen gegensätzliche Lager; Russland die Damaszener Führung und ausdrücklich deren Chef Assad; die USA dessen Gegner, die nichts weniger anstreben als dessen Sturz. Und das alles mit Krieg.
Beide, Russland wie die USA, haben zuletzt sogar zunehmend auf die militärische Karte zugunsten »ihrer« Partei gesetzt. Sollte es in dieser Frage tatsächlich über Nacht einen Paradigmenwechsel gegeben haben? Schon die in zwei Wochen anstehende nächste Syrien-Gesprächsrunde in Genf böte die Chance, dies unter Beweis zu stellen.
Ein erster Schritt dazu wäre, die Konfliktparteien überhaupt nach Genf zu nötigen und dann dort mit der Gegenseite auch direkt zu sprechen und nicht nur über stille Post. Dazu waren vor allem Assads Gegner bisher nicht ansatzweise bereit, nicht einmal die USA. Gilt das nicht mehr? Der Zweifel sitzt tief. Es ist wohl eher so, dass der US-Präsident dringendst Erfolgsmeldungen braucht und dafür einmal mehr Gefälligkeitsaussagen tätigte, über deren Belastbarkeit er sich wenig Gedanken gemacht hat.
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