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Gegenwind für rechtes Familientreffen
Protest in Leipzig gegen Konferenz des Magazins »Compact«
Jürgen Elsässer hat einen neuen Favorit für die Kanzlerschaft ausgemacht. Einst propagierte der Chef des »Compact«-Magazins die damalige AfD-Chefin Frauke Petry als »bessere Kanzlerin«. Das entsprechende Titelblatt der rechten Postille erfreute sich bei Kundgebungen von Pegida großer Beliebtheit als Plakatmotiv. Nachdem Petry der Partei den Rücken gekehrt hat, hebt »Compact« den nächsten Favoriten auf den Schild. »Neuwahlen in Sicht«, heißt es auf der Homepage des Magazins, das derzeit eine blau-gelbe Koalition beschwört: »Gauland Kanzler, Lindner Vizekanzler«.
Bei einer Konferenz, die »Compact« am Sonnabend in Leipzig ausrichten will, tritt kein Liberaler als Gastredner auf. Anders als bei früheren Veranstaltungen, auf denen etwa Peter Scholl-Latour oder Thilo Sarrazin sprachen, beschränkt sich die Rednerliste auf die bekannten Köpfe der Neuen Rechten – von denen indes kaum einer fehlt: Pegida-Cheforganisator Lutz Bachmann wird ebenso erwartet wie AfD-Rechtsaußen Björn Höcke und der österreichische Identitäre Martin Sellner. Die Konferenz mit dem Titel »Opposition heißt Widerstand« soll offenkundig die Bande zwischen der parlamentarischen AfD und verschiedenen außerparlamentarischen Gruppen vertiefen. Es sei der »Versuch, eine schlagkräftige rechte Bewegung noch stärker zu vernetzen«, sagt Steven Hummel, der Sprecher des Aktionsnetzwerks »NoCompact«.
Das Bündnis, dem mehr als 50 Initiativen und Einzelpersonen angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, das rechte Familientreffen zu stören und die Konferenz »zu erschweren und zu verhindern«, wie es in einem Aufruf heißt. Dabei setze man ausschließlich auf »friedlichen Protest«, sagt Co-Sprecherin Irena Rudolph-Kokott. »NoCompact« will dabei an Erfolge aus dem Jahr 2013 anknüpfen. Damals richtete Elsässer zum zweiten Mal nach 2011 eine Konferenz in Leipzig aus, wurde aber während seines Vortrags im »Globana Airport«-Center in der Nähe des Leipziger Flughafens von lärmenden Gegendemonstranten gestört, die an die Wellblechverkleidung des Tagungssaals hämmerten.
Ob die Protestierenden auch diesmal auf Blech klopfen können, war freilich bis zuletzt unklar: Das Tagungslokal für die Konferenz, zu der mehrere hundert Teilnehmer erwartet werden, sollte erst 24 Stunden vor deren für Samstagmittag geplanten Beginn bekannt gegeben werden – eine Maßnahme, die Proteste erschweren soll. Bei »Compact« gibt man sich ohnehin unbeeindruckt. In einem Beitrag im Internet wird über »Linksfaschisten« geätzt, zugleich aber betont: »Unsere Sicherheitsfachleute gehören zu den Besten.« Das Bündnis wiederum hatte vorab einen Brief an rund 40 potenzielle Vermieter geschrieben und auf Absage der Veranstaltung gedrängt. Man habe allerdings, räumt Rudolph-Kokott ein, »leider keinen Rücklauf« erhalten.
Die Konferenz in Leipzig ist die sechste derartige Veranstaltung des Magazins, das seit 2010 erscheint, eine Auflage von 70.000 Exemplaren haben soll und sich zunehmend als medialer Arm der AfD geriert. Am Abend der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt etwa sendete der TV-Kanal des Blattes eine Sondersendung aus Magdeburg. Chefredakteur Elsässer wiederum tritt regelmäßig bei Pegida auf. Zum dritten Jahrestag des islamfeindlichen Bündnisses vor wenigen Wochen war die Liste der Redner fast identisch mit jener der Referenten auf der Leipziger Konferenz.
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