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Aufschlag in Amerika

Die Tischtennisbundesligisten Mühlhausen und Grünwettersbach absolvieren am Freitag ihr Punktspiel in Washington D.C.

Eine 26-köpfige Reisegruppe brach am Mittwoch aus Thüringen in Richtung USA auf: Vier Tischtennisprofis vom Bundesligisten Post SV Mühlhausen samt Trainer, dazu noch drei Vereinsfunktionäre und gleich 18 Anhänger des Erstligisten aus der Kleinstadt an der Unstrut. Ihr Ziel: Washington D.C., wo die Mühlhausener im »Gaylord National Resort & Convention Center« am Freitag ihr Bundesligapunktspiel gegen den ASV Grünwettersbach aus Karlsruhe ausspielen werden.

Noch nie wurde ein Bundesligaspiel außerhalb Deutschlands ausgetragen, wozu auch? Dass die Auslandspremiere nun ausgerechnet am Südrand der US-Hauptstadt zur Aufführung gelangt, haben die Veranstalter der »North American Teams Championships« zu verantworten. Die Macher des größten Tischtennisturniers in den USA wollten den Fans zum 20. Jubiläum des Wettbewerbs etwas besonderes bieten und luden die Bundesliga zum Show-Match. »Wir sind für solche außergewöhnlichen Projekte immer gerne zu haben«, sagte Post-Manager Thomas Stecher am Mittwoch, kurz bevor die Thüringer Delegation in den Flieger stieg. »Alle waren begeistert von einem Spiel in den USA: die Spieler, die Sponsoren und die Fans.«

Für den Post SV ist der einwöchige Ausflug gar nicht ohne: Die Thüringer, erst seit 2013 erstklassig, haben sich nach ihrem sensationellen Start in die Saison nämlich auf dem zweiten Rang hinter Rekordmeister Düsseldorf einsortiert und beginnen, sich dort immer wohler zu fühlen. »Für das Spiel in Washington mussten wir nun unser Heimrecht hergeben«, sagt Manager Stecher. Ein Nachteil womöglich, denn in der heimischen Sporthalle am Tristanplatz, in der etwa 300 Zuschauer stets für hitzige Stimmung sorgen, ist Post SV schwer zu bezwingen.

Ins Convention Center in Washington passen bis zu 3000 Leute, zum Bundesligamatch werden mindestens 600 Zuschauer erwartet. Die USA sind in Sachen Tischtennis ein Entwicklungsland, auch wenn sich Vergnügungssüchtige in Nachtclubs wie dem legendären New Yorker »Spin Club« (Mitinhaberin: Hollywoodstar Susan Sarandon) gern die Zeit mit Pingpong vertreiben.

Unter dem Dach von USATT, dem nationalen Tischtennisverband, sind 250 Klubs mit insgesamt 8000 Spielern vereint. Zum Vergleich: In Deutschland spielen etwa 560 000 Menschen in 10 000 Vereinen organisiert Tischtennis. Doch mit der Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2028 rücken naturgemäß auch Sportarten ins Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit, die üblicherweise ein Schattendasein fristen. USATT legt viel Wert auf die Trainerausbildung und im Nachwuchs deuten sich bereits erste Erfolge an. So war beispielsweise der 17-jährige Kanak Jha aus Kalifornien vor drei Jahren der jüngste Spieler, der je am World Cup teilnehmen durfte. 2016 schied er bei Olympia in Rio de Janeiro allerdings in der Vorrunde nach einer Niederlage gegen einen Iraner aus. Derzeit belegt er immerhin den 12. Rang der U18-Weltrangliste.

Bei der TTBL, dem Dachverband der Tischtennis-Bundesliga, war man schnell begeistert von der Idee eines Gastspiels in den Vereinigten Staaten: »Das Interesse aus den USA zeigt den hohen Stellenwert der Tischtennis-Bundesliga als eine der stärksten Ligen weltweit«, sagt Geschäftsführer Nico Stehle. Die Austragung des Spiels sei »eine tolle Gelegenheit, die TTBL international bekannter zu machen«.

Auf der Website der TTBL. auf der jedes Bundesligaspiel im Livestream verfolgt werden kann, sei schon seit längerem ein gestiegenes internationales Interesse an der Bundesliga zu verzeichnen, sagt Stehle. Schon ein Viertel der Zugriffe auf »TTBL.de« komme aus dem Ausland. Die Liga nutzt daher den US-Auftritt von Mühlhausen und Grünwettersbach, um erstmals eine englischsprachige Variante der Seite anzubieten. Seit Donnerstag können sich die Fans also auch in Englisch über die Liga informieren. Der Livestream aus den USA (19 Uhr MEZ) wird ebenfalls mit englischem Kommentar angeboten werden.

Die Übertragung aus Washington wird wohl vor allem im Thüringer Hainich-Kreis eifrig geklickt werden: Mühlhausen ist schon seit Jahrzehnten eine Tischtennishochburg. Zu DDR-Zeiten war der 2007 verstorbene Heinz Schneider von der BSG Post Mühlhausen eine Legende, seine WM-Bronzemedaille von 1957 war eine von nur zwei WM-Medaillen der Republik. Der Sport galt in der DDR als »nicht förderwürdig«.

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