Jüngster Rathauschef verzichtet
Als Philipp Wesemann (SPD) 2015 Bürgermeister von Forst (Spree-Neiße) wurde, war er mit 25 Jahren jüngster hauptamtlicher Rathauschef in Brandenburg. Jetzt endet seine Amtszeit vorzeitig und es muss ein neuer Bürgermeister gewählt werden, wie es am Freitag aus der Stadtverwaltung hieß. Wesemann ist schon länger krank. Eigentlich sollte bei einem Bürgerentscheid über eine Abwahl Wesemanns entschieden werden. Dieser verzichtete aber nun selbst. »Er gilt damit als abgewählt«, sagte der Stadtparlamentsvorsitzende Dietmar Tischer (CDU).
Die Stadtverordneten hatten am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, einen Bürgerentscheid einzuleiten. Zur Begründung hieß es: »Die Stellvertreter des Bürgermeisters sind nicht dauerhaft in der Lage, die Aufgaben des hauptamtlichen Bürgermeisters neben ihren eigentlichen Aufgaben voll umfänglich zu erfüllen.« Und: »Die Interessen der Stadt können dadurch, insbesondere in politischen und strategischen Zielstellungen, gegenüber dem Land Brandenburg, dem Landkreis Spree-Neiße und weiteren Institutionen in vielen Bereichen nur unzureichend wahrgenommen werden.« Eine Rückkehr Wesemanns sei derzeit nicht absehbar.
Der Beschluss ging nicht geräuschlos über die Bühne, obwohl den Antrag 22 von 28 Stadtverordneten unterschrieben hatten, die Entscheidung also zu erwarten war. Vereinzelt hatten Stadtverordnete aber protestiert. Einer sprach von »Nadelstichen« gegen Wesemann, der doch demokratisch gewählt worden sei.
Im Herbst, als er schon krank war, hatte sich Wesemann zu der Sache, die die LINKE ins Spiel gebracht hatte, zu Wort gemeldet. Er sehe nach seiner Genesung »keine Perspektive für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit«, erklärte er. Wenn die Mehrheit der Forster Stadtverordnetenversammlung es wolle, dann bitte er sie, ihn aus dem Beamtenverhältnis auf Zeit zu entlassen. Er wolle kein teures Abwahlverfahren. dpa
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.