Vermieter droht »Compact«-Konferenz mit Klage

Hunderte protestierten gegen Tagung der Neuen Rechten in Leipzig / Veranstaltungszentrum will Einnahmen für guten Zweck spenden

  • Lesedauer: 3 Min.

Leipzig. Rund 300 Menschen haben am Sonnabend in Leipzig trotz Kälte und Dauerregen gegen eine Konferenz des rechten »Compact«-Magazins demonstriert. Die Proteste gegen die Veranstaltung im Leipziger Eventpalast verliefen weitgehend friedlich, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt auf epd-Anfrage. Es waren knapp 700 Polizisten im Einsatz.

An der »Compact«-Konferenz nahmen nach Polizeiangaben unter anderem der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke, »Pegida«-Chef Lutz Bachmann sowie der Österreicher Martin Sellner von der rechtsradikalen »Identitären Bewegung« teil.

Höcke äußerte sich in seinem Redebeitrag auch zum Mahnmal-Nachbau an seinem Wohnort. Er behauptete, das »Zentrum für Politische Schönheit« (ZPS), das die Nachbildung des Berliner Holocaust-Mahnmals auf einem Grundstück neben seinem Wohnhaus in Bornhagen initiiert hat, sei keine Künstlergruppe. »Wer so etwas tut, ist in meinen Augen ein Terrorist.«

Die ZPS-Aktivisten haben das angemietete Grundstück im thüringischen Bornhagen unterdessen verlassen und das Mahnmal vorübergehend für die Öffentlichkeit geschlossen. Man fühle sich dort nach anonymen Drohungen nicht mehr sicher. Am Montag wolle man zurück aufs Gelände und das Mahnmal wieder öffnen.

Da der Veranstaltungsort der »Compact«-Konferenz lange unklar war, waren zunächst mehrere Gegenveranstaltungen, Kundgebungen und Versammlungen angemeldet worden. Ein Demonstrationszug des Bündnisses »NoCompact« zog am Samstagvormittag vom Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof unter Polizeibegleitung zum Eventpalast der »Alten Messe«. Dort kam es zu lautstarken Protesten gegen die Teilnehmer der »Compact«-Konferenz.

Trotz der schlechten Voraussetzungen sei es »gelungen, maximale Aufmerksamkeit auf dieses rechte Vernetzungstreffen zu lenken und die Öffentlichkeit zu senibilisieren. Wir hoffen auf folgende intensivere Auseinandersetzung mit diesem Thema«, so Steven Hummel, Sprecher des Aktionsnetzwerks »NoCompact«.

Seitens der Betreiber des Evenpalastes droht dem »Compact«-Magazin offenbar juristischer Ärger. Wie der Geschäftsführer des Leipziger Veranstaltungszentrums, Thomas Hristov, in einer Stellungnahme mitteilte, fühle man sich durch die Rechten getäuscht. Demzufolge habe der Eventpalast im Sommer eine offizielle Anfrage von Compact zunächst abgelehnt. Später habe ein Auktionator und Spediteur angefragt, ob er in den Räumen »Motivationstrainings für Auktionatoren« abhalten könne. Erst durch einen Hinweis der Polizei am Freitag habe Hristov erfahren, um was für eine Veranstaltung es tatsächlich gehe.

Nach Angaben von »NoCompact« kündigte der Betreiber des Eventpalastes an, seine Einnahmen für einen guten Zweck spenden zu wollen. Die Anti-Rechts-Initiative hat dazu auch direkt eine Tipp parat. Sie empfehlen »eine Spende an die Seenotrettung Mission Lifeline 2. Damit würde mit dem Geld der rechten Hetzakteure, den vom Hass dieser selbsternannten Abendlandretter besonders Betroffenen echte Hilfe zuteil«, so Sprecherin Irena Rudolph-Kokot.

Das Aktionsbündnis bezeichnete den Polizeieinsatz als »äußert repressiv«. So habe es »grundlos massiv verdachtsunabhängige Personenkontrollen« gegeben und »bei jeder Gelegenheit« sei gefilmt worden. Rudolph-Kokot betonte, »wir werden uns mit diesem Einsatz noch weiter beschäftigen und auf Auswertung drängen«. rdm/Agenturen

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