Kronprinz schmiedet sein Bündnis

Saudi-Arabien will im Kampf gegen Terror selbst »Botschaft des Islam« verbreiten

  • Karin Leukefeld
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit Videoclips und ganzseitigen Anzeigen auch in deutschen Tageszeitungen wirbt das Königreich Saudi Arabien für sein neues »Islamisches Militärisches Bündnis gegen den Terror« (IMCTC, www.imctc.org). Der Plan stammt von dem ehrgeizigen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der die Gründung des Bündnisses bereits 2015, zu Beginn seines rasanten Aufstiegs im saudischen Königshaus, angekündigt hatte.

Die Gründungsveranstaltung fand am Sonntag mit Verteidigungsministern und Sicherheitschefs aus 40 Staaten in der saudischen Hauptstadt Riad statt. Ausdrücklich nicht eingeladen waren die OIS-Mitgliedsstaaten Iran, Irak und Syrien. Auch Katar, das sich 2015 dem IMCTC angeschlossen hatte, war aufgrund der politischen Konflikte zwischen Riad und Doha nicht anwesend.

Gemäß seiner medialen Selbstdarstellung will das neue »Anti-Terror-Bündnis« die »universelle Botschaft des Islam« verbreiten. Terroristen würden »von der Erdoberfläche gelöscht«, so der saudische Kronprinz. Die Zentrale des neuen »Anti-Terror-Bündnisses« sei Riad, erläuterte IMCTC-Generalsekretär Generalleutnant Abdulelah Al-Saleh vor Journalisten. Man werde Vorgehensweisen und Informationen unter den Mitgliedsstaaten austauschen, um die besten und »kulturell angemessenen Lösungen« im Kampf gegen den Terror anzuwenden.

General Rahil Sharif, ein pensionierter 4-Sterne General aus Pakistan, wurde zum Oberkommandierenden des Bündnisses ernannt. Er erläuterte, man strebe ein koordiniertes Vorgehen in den Bereichen »Ideologie, Kommunikation, Finanzierung und militärische Zusammenarbeit« an. Ziel sei auch, sich im Kampf gegen den Terror mit »anderen internationalen Sicherheits- und Friedensbemühungen« zu koordinieren.

Die Mitgliedsstaaten gehören der Organisation islamischer Staaten (OIS) an. Allerdings sind Iran, Irak und Syrien mit ihrer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung ebenfalls OIS-Mitgliedsstaaten. Saudi-Arabien sieht sie aber als Hauptgegner an und als »Nummer Eins unter den staatlichen Sponsoren für Terrorismus«. Unterstützt wird diese Ansicht von der israelischen Regierung und Armeeführung sowie von US-Präsident Donald Trump.

Im Mai 2017 hatte Trump in Saudi-Arabien die Gründung einer »globalen Anti-Terror-Zentrale« in Riad begrüßt und mit dem Königshaus Rüstungslieferungen im Wert von sieben Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Dass auch Israel die »Arabische NATO« unterstützt, machte Mitte November der Oberkommandierende der Israelischen Streitkräfte, Gadi Eizenkot, klar. In einem Interview bot er Saudi-Arabien militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit im Kampf gegen Iran an.

In einem Interview mit der »New York Times« hatte Kronprinz Mohammed bin Salman vor wenigen Tagen den religiösen Führer im Iran Ali Khamenei als »neuen Hitler im Mittleren Osten« bezeichnet. Riad habe von Europa gelernt, dass Beschwichtigung (appeasement) nicht funktioniere. »Wir wollen nicht, dass der neue Hitler in Iran im Mittleren Osten das wiederholt, was in Europa geschah«, sagte er. Das iranische Außenministerium wies die Äußerungen des Kronprinzen als »unreifes Verhalten« zurück.

Saudi-Arabien gilt mit Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, Jordanien, Türkei, USA und einigen europäischen NATO-Staaten als wichtigster Sponsor der bewaffneten Opposition, die seit 2011 in Syrien gegen die Regierung kämpfen. 2014 begann Saudi-Arabien unter Befehl von Kronprinz Mohammed Bin Salman, der auch Verteidigungsminister ist, den Krieg im Jemen.

Die Leser des US-Magazins »Times« könnten den 32-Jährigen Kronprinzen im Dezember zur »Person des Jahres« küren. In der »New York Times«, BBC und anderen einflussreichen westlichen Medien wird Mohammed bin Salman als »Hoffnungsträger« und »religiöser und gesellschaftlicher Reformer« gefeiert.

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