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  • Politik
  • Rechtsextremismus des US-Präsidenten

Trump twittert Neonazi-Bilder und pöbelt gegen May

Der US-Präsident teilte Nachrichten von britischen Rechtsradikalen auf Twitter

  • Ian King, London
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein berühmtes Foto zeigt 1938 einen Zug in einem Berliner Bahnhof. Auf dem Bahnsteig ein Riesenschild: Lok nicht qualmen! Die Lokomotive lässt trotzdem entsetzlich viel Dampf ab. Text: Sie kann es doch nicht lassen! Mit Donald Trumps Tweets sieht es ähnlich aus. Am Mittwoch solidarisierte er sich mit britischen Rechtsextremisten, indem er ihre Anti-Muslim-Tweets an seine 43 Millionen Followers wiedergab, Donnerstag brüskierte er Premierministerin Theresa May persönlich.

Dabei hatten die ersten Tage von Trumps Amtsperiode ein Traumpaar versprochen wie Prince Harry und Meghan Markle. Von keinerlei Zweifeln über Trumps gesammelte Vorurteile angekränkelt, war May nach Washington geeilt, händchenhaltend glitten beide die Treppe des Weißen Hauses herunter, May beglückwünschte und lobte den frischgebackenen Präsidenten, lud ihn zum Staatsbesuch nach England ein. Aus britischer Sicht verständlich: Nachdem ihre Wähler bei der Brexit-Abstimmung den europäischen Partnern einen Korb gegeben hatten, brauchte sie nicht nur schnell einen neuen Freund, sondern vor allem ein Handelsabkommen mit den USA. Anfang November schwor ihr Brexit-fanatischer Handelsminister Liam Fox, chlorbehandeltes Hähnchen nach Moms US-Rezept, obwohl in der EU verboten, würde keinem Briten schaden und sicher lecker sein. Ob hier ein ungleicher Vertrag mit dem Verhandlungsgenie Trump bevorsteht?

Aber dessen neue Tweets gingen der sonst folgsamen May zu weit. Der US-Präsident hat Fotos der rechtsextremistischen Organisation Britain First weiter getwittert. Es handelt sich dabei um eine 2011 gegründete, fremden- und muslimfeindliche Kleinpartei. Thomas Mair rief »Britain First!« aus, als er eine Woche vor der Brexit-Abstimmung die Labour-Abgeordnete Jo Cox niederschoss und erstach. Nun hatte Jayda Fransen, stellvertretende BF-Führerin, aber bisher in der Öffentlichkeit unbekannt, drei Fotos hochgeladen, um antimuslimische Hetze zu schüren. Im ersten Bild - nicht aus England, sondern den Niederlanden - greift ein »muslimischer Einwanderer« einen gehbehinderten Teenager an. Die holländische Botschaft in Washington beteuert jedoch, der Gewalttäter sei in den Niederlanden geboren und erzogen, seine Religionszugehörigkeit sei unbekannt. Fake news also, um Trumps Lieblingsausdruck zu gebrauchen.

Mays Sprecher betonte mit Recht, dass Britain First Zwietracht säen wolle und Spannungen hochkoche; Trumps Weitergabe der gefälschten Tweets sei ein Fehler. Aber »the Donald« twittert wie es ihm beliebt, Fehler sind ihm fremd. Also feuerte der Präsident aus vollen Rohren zurück: May solle ihn in Ruhe lassen und sich auf den radikalislamischen Terror im Vereinigten Königreich konzentrieren. Mays Büro antwortete steif, es gebe dazu keine Antwort.

Andere waren weniger zurückhaltend. Sajid Javid, Minister und Muslim, erklärte, Trump habe sich vor den Karren eines hasserfüllten, rassistischen Haufens gespannt, der sonst lammfromme Tory-Hinterbänkler Nadhim Zahawi meldete starke Unzufriedenheit. Nicht nur britische Muslime waren entsetzt. Brendan Cox, Witwer der ermordeten Labour-Abgeordneten, twitterte zurück: »Jeden Tag gibt’s in den USA Massenerschießungen, Ihre Mordrate liegt viel höher als bei uns, Ihr Gesundheitssystem ist grauenhaft, Sie werden dauernd vom Kongress blockiert, obwohl Ihre Partei dort die Mehrheit hat. Konzentrieren Sie sich darauf!« Cox hat dabei sicher für Millionen gesprochen. Aber Bildungsministerin Justine Greening konterte kühl, die Beziehung zwischen Britannien und den USA würde jeden Zwist überdauern. Von einer Zurücknahme der Einladung an Trump spricht in Mays Regierung keiner.

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