Angstzeuge
Personalie
Vor einigen Monaten war er noch ein milliardenschwerer Geschäftsmann iranisch-aserbaidschanischer Herkunft mit türkischem und makedonischem Pass, verheiratet mit der Popsängerin Ebru Gündes, die in der Türkei ein Star ist. Mit Frau und Kind reiste er nach Disneyland, als ihn die Vergangenheit einholte.
Reza Zarrabs Vater hatte Beziehungen zum iranischen Präsidenten Ahmadinedschad und er selbst zu Mitgliedern der Regierung Erdogan. Zarrab hatte die Idee, das von den USA verhängte Embargo wegen des iranischen Atomprogramms mit Goldtransfers zu umgehen. Er wandte sich an die türkische Halkbank, doch der war die Sache zu heiß, auch weil Zarrab wegen seiner prominenten Ehe im Blickpunkt der Medien stand. Doch dann vermittelte Erdogans Europaminister Egemen Bagis einen Kontakt zum Direktor der Halkbank, Süleyman Aslan. Dieser half, die heimlichen Transfers abzuwickeln und teilte den Gewinn mit Zarrab. Auch Wirtschaftsminister Zafer Caglayan bekam etwa 50 Millionen Dollar.
Im Sommer 2013 machten die USA Druck auf die Türkei, den nach US-Recht illegalen Handel zu unterlassen. Als das nicht geschah, schlug die von Anhängern des Sektenführers Fethullah Gülen unterwanderte Staatsanwaltschaft in der Türkei zu. Wegen der von ihnen erhobenen Korruptionsvorwürfe mussten vier Minister zurücktreten. Auch das Haus von Süleyman Aslan wurde durchsucht, wobei 4,5 Millionen Dollar in Schuhkartons gefunden wurden. Doch Erdogan entließ die Staatsanwälte und verhinderte eine gerichtliche Untersuchung der Vorwürfe. Zudem versuchte er, den am Montag in New York begonnenen Prozess zu verhindern, aber vergeblich. Seit klar ist, dass Zarrab aussagt, geht in Ankara die Angst um.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.