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Griechisches Versöhnungsgeschenk: Festnahme von DHKP-C
Nelli Tügel über Vorbereitungen auf den Besuch Recep Tayyip Erdoğans in Athen
Historisch: Recep Tayyip Erdoğan reist am 7. Dezember nach Athen - es ist das erste Mal seit 65 Jahren, dass ein türkischer Staatspräsident Griechenland besucht. Bizarr: Dies geschieht am selben Tag, an dem der Gerichtsprozess gegen Selahattin Demirtaş - Vorsitzender der türkischen HDP, Schwesterpartei von SYRIZA - in Ankara beginnt. Obgleich Demirtaş und Alexis Tsipras sich kennen und schätzen, wird das Thema bei Erdoğans Besuch eher keine Rolle spielen. Stattdessen berichtet die »New York Times«, es gebe Hinweise darauf, dass die Auslieferung türkischer Militärs zur Debatte stehen könnte, die nach dem Putschversuch im Juli 2016 in Griechenland Schutz gesucht hatten.
Bereits dingfest gemacht wurden indes neun mutmaßliche Anhänger der radikal-linken türkischen DHKP-C, die am Dienstag bei einer in Vorbereitung auf den Staatsbesuch durchgeführten Razzia in Athen festgenommen wurden. Die griechische Polizei sagt, sie habe Sprengstoff sichergestellt; Beweise dafür, dass ein Anschlag geplant gewesen sei, gebe es aber nicht. Ganz unabhängig davon wird Erdoğan die griechische Geste zu schätzen wissen - und nach mehr verlangen. Das zeigt die Erfahrung: Auch andere EU-Staaten versuchen immer wieder, den türkischen Diktator durch die Verfolgung mutmaßlicher »Terroristen« (zum Beispiel von PKK und PYD) zu besänftigen. Doch der gibt sich nicht mit dem kleinen Finger zufrieden - er will die ganze Hand.
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