Rot-rot-grüne Feierwochen
MEINE SICHT: Martin Kröger über eine Debatte mit feindlichen Tonlagen
Normalerweise gelten die Grünen als besonders diskussionsfreudige, wenn nicht gar streitlustige Partei. Doch selbst die Basis der Ökopartei scheint der rot-rot-grüne Feiervirus befallen zu haben. Denn harmonisch wie selten verlief die Landesdelegiertenkonferenz am Samstag. Auch beim LINKE-Landesparteitag eine Woche zuvor war die Stimmung erstaunlich gut. Bei der SPD sah es angesichts der Personalquerelen Anfang November innerparteilich zwar mieser aus, aber mit der Arbeit des Senats sind auch viele Sozialdemokraten zufrieden. Und der Höhepunkt der rot-rot-grünen Feierwochen steht erst noch bevor: Der Jahrestag der ersten Mitte-Links-Landesregierung unter SPD-Führung fällt auf den kommenden Freitag.
Im krassen Widerspruch dazu stehen dazu die Zustimmungswerte für den Senat in den Umfragen. Denn keine andere Landesregierung hat im Vergleich so schlechte Bewertungen vorzuweisen. Dementsprechend ätzend fällt nicht nur die Kritik der Opposition im Abgeordnetenhaus aus, sondern auch vieler konservativer Kommentatoren. Der Tenor lautet häufig: Rot-Rot-Grün kriegt gar nichts auf die Reihe.
Natürlich sind die Erwartungen an ein Mittel-Links-Bündnis hoch. Aber angesichts der aktuellen Umsetzungsprobleme muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass der Sparkurs ab 2002 die Verwaltung tatsächlich an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. Diejenigen, die seinerzeit also immer härtere Kürzungen eingefordert haben, sollten sich mit Kommentaren zur Verwaltungsunfähigkeit heute zurückhalten, denn das eine hat genau das andere bedingt.
Auf Dauer kann die Vergangenheit aber keine Ausrede sein. Rot-Rot-Grün hat mit dem Doppelhaushalt vorgelegt. Jetzt gilt es, aus dem Feiermodus herauszukommen - und die Ärmel weiter hochzukrempeln.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.