Ryanair will früher landen
Kritiker fordern härtere Gangart bei Verstößen gegen Nachtflugverbot
Da der irische Billigflieger Ryanair regelmäßig das Nachflugverbot am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen bricht, häufen sich Beschwerden lärmgeplagter Anwohner. Unter zunehmendem Druck aus der Region empfing das hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium in Wiesbaden dieser Tage Ryanair-Vertreter, um Konsequenzen zu erörtern. Die Luftfahrtmanager gelobten Besserung und sagten zu, die Ankunftszeiten einiger kritischer Flüge nach vorne zu verlegen. Die Änderungen sollen diesen Montag in Kraft treten. Auch will die Gesellschaft zwei Reserve-Maschinen in Frankfurt stationieren, um mögliche Verspätungen abzufangen, die sich schon früher am Tag in den Umläufen der Jets ergeben könnten.
Die für aggressive Preispolitik und starken Druck auf ihre Beschäftigten bekannte Fluggesellschaft hatte vor gut einem Jahr mit großem medialen Aufwand Starts und Landungen ab dem Frankfurter Flughafen angekündigt. Seit März fliegt Ryanair von hier aus Ziele in Südeuropa und Großbritannien an. Für Manager des teilprivatisierten Flughafenbetreibers Fraport war die Entscheidung von Ryanair ein willkommener Schritt, um die drohende Stagnation bei Starts und Landungen zu überwinden. Deshalb sind sie zu großen Zugeständnissen bereit. »Die schwarz-grüne Landesregierung rollt einem Unternehmen, das mit fragwürdigen Geschäftspraktiken immer wieder für Schlagzeilen sorgt, den roten Teppich aus«, kritisiert hingegen Janine Wissler, Linksfraktionsvorsitzende im Wiesbadener Landtag.
Viele Ryanair-Spätflüge landen planmäßig zwischen 22 und 23 Uhr. Dann beginnt das sechsstündige Nachtflugverbot. Auffällig oft kamen die Maschinen allerdings deutlich später an. So entfielen nach Angaben der Naturschutzorganisation BUND im September mehr als ein Drittel aller verspäteten Landungen auf den irischen Billigflieger. Im November waren nach Angaben der Lufthansa sogar 35 von 45 Landungen nach 23 Uhr Ryanair-Maschinen, obwohl auf die Iren bislang nur drei Prozent der Flugbewegungen entfallen.
Dass Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) die Ryanair-Manager in der vergangenen Woche einbestellte und ihnen Änderungen am Flugplan nahelegte, geht den hessischen Oppositionsparteien nicht weit genug. »Das Ministerium hätte rechtzeitig proaktiv überprüfen müssen, ob die vorgelegte Flugplanung der größten Airline Europas plausibel ist«, findet der SPD-Abgeordnete Marius Weiß. Es sei bekannt, dass Ryanair aus Kostengründen die Umläufe zu knapp plane. Vom Engagement der Grünen, die in Oppositionszeiten jede Ausnahme kritisiert hätten, sei nichts mehr zu spüren, so der SPD-Mann.
Weil Ryanair europaweit für seine forsche und barsche Art bekannt ist, sehen Beobachter die weitere Entwicklung auch nach den jüngsten Zusagen der Airline mit Skepsis. So fordert der BUND weitergehende Konsequenzen. »Wer rücksichtslos ständig nach 23 Uhr landet, der sollte keine Landeerlaubnis erhalten und auf andere Flughäfen verwiesen werden«, so die Naturschützer. Diese Idee stößt bei der hessischen Linksfraktion auf Zustimmung. »Das bewusste Übertreten von Gesetzen und Regelungen zum Schutz von Menschen und Natur darf kein Geschäftsmodell sein«, forderte Wissler. Die Nachtruhe der Menschen dürfe nicht der »Gewinnmaximierung durch einen unrealistisch knapp geplanten Flugplan« geopfert werden, so die LINKE-Politikerin.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.