- Kultur
- Polizei und Hip Hop
Wissenschaftlich bestätigt: Rapper reden nur von »Bullen«
Untersuchung über Polizei-Bild im deutschen Hip Hop zeigt: Schmähbegriff wird am häufigsten verwendet - Musiker Capital Bra, Bushido und Fler rappen besonders viel über Polizisten
»Still not loving police« heißt es auf einem bekannten linken Aufkleber. Der Slogan geht zurück auf den Hip Hop-Klassiker »Still DRE« von 2001. Doch nicht nur der amerikanische Hip Hop ist polizeikritisch, auch der deutsche. Das zeigt eine Auswertung von 3.363 deutschen Rap-Texten durch den Kriminologen Christian Wickert.
Dieser hat alle Songs der 236 deutschsprachigen Rap-Alben, die zwischen März 2015 und Dezember 2016 in den offiziellen deutschen Hip Hop Charts gelistet waren, untersucht. Nach Erfassung der Texte wurden diese auf die Begriffe »Polizei« und »Polizist« untersucht – und auf weitere Pseudonyme. Die Untersuchung zeigt: Die Polizei ist ein wichtiges Thema in den Lyrics deutscher Hip-Hopper. In einem Fünftel der Texte (22,33 Prozent) waren die deutschen Ordnungshüter Thema.
Und wenn deutsche Rapper über die Polizei singen, dann oft kritisch, oder beleidigend. Auffällig sei die häufige Verwendung des »negativ konnotierten Bezeichnung ‘Bulle’«, schreibt Kriminologie-Professor Wickert. Das Schmähwort kommt in 32,4 Prozent aller Songtexte mit Polizeibezug vor, die neutrale Bezeichnung »Polizei« wird weniger verwendet (22,88 Prozent). Weniger häufig verwendete Begriffe sind »Cop«, »Kripo« oder etwa »Polizist«. Die Polizei als »Freund und Helfer« ist quasi nicht präsent (0,19 Prozent).
Wickert hat auch ermittelt, welche Rapper sich besonders häufig die Polizei thematisieren. Den Spitzenplatz nimmt Rapper Capital Bra ein – in 80 Prozent seiner Songs oder 16 von 20 Liedern sind die deutschen Ordnungshüter Thema. Besonders viele Lieder veröffentlichte »Fler« im untersuchten Zeitraum: In 39 seiner 99 Lieder ging es in der einen oder anderen Form um Polizisten, ein Anteil von immerhin noch 39,4 Prozent.
Übrigens: Ursprünglich war das Wort »Bulle« keine Beleidigung. Das Wort »Bol« bezeichnete laut Polizeihistorikern im 18. Jahrhundert im Niederländischen einen »Bol«, einen »Kopf« oder »klugen Mensch«. In den 60er Jahren wurde der Begriff dann zur politischen Beleidigung.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.