Rumdoktern an der Klinik-Ruine
Ostholstein: Skandalöse Zustände bei der Sana AG
Wer sich mit seinem pflichtbewussten Personal anlegt, dazu meint, Kommunal- wie Landespolitik als lästige Gesprächspartner behandeln zu können, und Management-Know-how vermissen lässt, der muss sich nicht wundern, wenn sein Ansehen in der Öffentlichkeit rapide sinkt. All das lässt sich aktuell beim privaten Krankenhausbetreiber Sana in Ostholstein beobachten, was über Parteigrenzen hinweg die Diskussion über eine Rekommunalisierung auslöst.
Die Sana-Kliniken AG mit Hauptsitz in München ist die drittgrößte private Klinikgruppe Deutschlands. Im östlichen Schleswig-Holstein spielen die Sana-Kliniken Ostholstein eine maßgebliche Rolle als Grundversorger im Gesundheitsbereich. Aus dem Renditestreben für die Gesellschafter wurde im Sana-eigenen Leitbild zwar auch bisher kein Hehl gemacht, doch aktuell steht die Erfüllung der Daseinsvorsorgepflichten in Frage. Die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen bei Sana, auch durch Protestbriefe an die Öffentlichkeit gekommen, schrecken ab - und nun gibt es mit dem Standort Eutin noch einen ganz besonderen Problemfall.
Der Eutiner Klinikkomplex mit 200 Betten wurde erst vor 15 Jahren für 56 Millionen Euro errichtet und ist eigentlich schon eine Ruine. Nach diversen Wasserschäden funkte die Sana-Geschäftsführung jetzt S.O.S. Doch warum wurde damit so lange gewartet? War anfangs noch von Sanierungskosten in Höhe von 20 bis 40 Millionen Euro die Rede, ging es im Landtags-Sozialausschuss nun um eine 75-Millionen-Euro-Kalkulation für einen Neubau.
Seit 2005 soll es schon über 100 Schadensmeldungen an dem Gebäude gegeben haben: Durch das undichte Dach, eine wasserdurchlässige Fassade und ständige Wasserrohrbrüche kam es kontinuierlich zu feuchten Wänden, Decken und Böden - und zur Gefahr von Schimmelbildung. Wegen der massiven Schäden stieg die Gebäudeversicherungspolice von 5000 auf 50 000 Euro, seit 2015 ist das marode Gebäude nun aber gar nicht mehr versichert. Die Frist für eine Regresspflicht seinerzeit beteiligter Baufirmen ist längst verstrichen, so dass Sana auf den Kosten sitzen bleibt.
Geschäftsführer Klaus Abel erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass der Kreis Ostholstein Bauherr gewesen sei und Sana den Neubau erst im Jahr 2004 übernommen habe. Abel hat bereits bei der Stadt Eutin nach einem neuen Grundstück nachgefragt. Zudem soll er dem Land ein Zukunftskonzept liefern. Das Gesundheitsamt hat unterdessen gecheckt, ob für Personal und Patienten gesundheitliche Gefahren vorliegen. Das ist momentan nicht der Fall, so dass der Klinikbetrieb trotz aller Widrigkeiten weitergehen kann.
Die Sana-Hiobsbotschaften beschränken sich aber nicht nur auf Eutin. Am Standort Oldenburg gibt es Brandschutzauflagen für den OP-Bereich. Sana kalkuliert dafür 15 Millionen Euro.
Weiteren Sprengstoff birgt der Personalnotstand in den Kliniken Eutin und Oldenburg. Inzwischen spricht nicht nur ver.di mit Bezug auf das Pflegepersonal von unzumutbaren Zuständen, sondern auch die Ärztevertretung Marburger Bund schlägt für die dort tätigen Mediziner Alarm. Gefährdungsanzeigen von Pflegekräften sind zum Dauerzustand geworden. Und dann gibt es zwischen Klinikleitung und Gesamtbetriebsrat viele Monate schon Streit über die nächtliche Versorgungsstruktur bei Bereitschaftsdienst oder Rufbereitschaft. Die SPD hat bereits den Rücktritt von Sana-Geschäftsführer Abel gefordert.
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