BVG will es Nachtschwärmern bequemer machen

Im Frühjahr 2018 soll ein Sammeltaxidienst als Pilotprojekt in der östlichen Innenstadt starten

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.
Duisburg und das bayerische Städtchen Freyung machen es seit September, im Frühjahr 2018 soll es auch bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) soweit sein: Ein kommunales Ridesharing-Angebot soll das öffentliche Nahverkehrsnetz ergänzen. »BerlKönig« und »BerlKönigin« sollen die Sammeltaxen heißen, die per Smartphone bestellt werden können. Dabei werden ähnliche Reisewege verschiedener Fahrgäste kombiniert.

Ganz vorneweg ist die Hauptstadt mit dem Projekt nicht, aber immerhin sei sie die erste europäische Metropole, in der kommunales Ridesharing in einer solchen Größenordnung ausprobiert werde, sagt Volker Mornhinweg, Leiter der Transporter-Abteilung von Mercedes-Benz. Zusammen mit dem US-amerikanischen Start Up Via stellt es die Fahrzeuge sowie die Technologie zur Koordinierung der Kleinbusse mit den Fahrtwünschen.

Mit 50 Fahrzeugen, hauptsächlich dieselgetriebene Achtsitzer sowie einige Viersitzer mit Elektromotor, soll es losgehen. »Wir werden zunächst am Wochenende und abends anfangen«, sagt BVG-Digitalisierungsvorstand Henrik Haeneke, Schritt für Schritt soll die Flotte auf 300 Fahrzeuge anwachsen, ab Sommer 2018 sollen auch die ersten elektrischen Kleinbusse zum Einsatz kommen.

Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) freut sich über das neue Angebot, um die Menschen »weg vom Auto zu holen«. Allerdings müsse genau geprüft werden, ob das Pilotprojekt die Verkehrsvermeidung sicherstelle und »keine Verkehrsausdehnung«.

Auf digitalem Wege solle es bei dem großen Testlauf »von Haltestelle zu Haltestelle und nicht von Haustür zu Haustür« gehen, stellt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) klar. Rund 400 Meter sind diese im klassischen Busnetz voneinander entfernt, beim Ridesharing soll dieser Abstand etwa halbiert werden. Was nicht bedeutet, dass nun die Innenstadt mit einem Mastenwald zugestellt werden wird, die Haltestellen sollen nur virtuell angelegt werden. Der digitale Tarif, der sich aus einem Grundpreis und einem Kilometersatz zusammensetzt, soll preislich zwischen einer Einzelfahrkarte und dem Taxipreis liegen. Bereits vor besteigen des Sammeltaxis sollen Nutzer erfahren, wie viel sie die Fahrt am Ende kosten wird.

Beim Berliner Fahrgastverband IGEB reagiert man eher mit Unverständnis auf das geplante Testgebiet. »Wieso macht die BVG sich selbst Konkurrenz?«, fragt der IGEB-Sprecher Jens Wieseke. »Viel wichtiger wären doch solche Angebote am Stadtrand, wo Busse seltener fahren, als in der Innenstadt«, so Wieseke.

Beim Berliner Start Up »Door 2 Door«, das bereits seit geraumer Zeit Freitagabends unter dem Namen »Allygator« einen vergleichbaren Dienst anbietet, freut man sich über die Weiterverbreitung des Modells, auch wenn man selber leer ausgegangen ist. »Wir bieten den kommunalen Partnern unsere App allerdings vollkommen unabhängig von Fahrzeugherstellern an. Wir glauben, dass dieser Ansatz effizienter ist«, sagt Sprecherin Lidia Fabian. Ob die Sammeltaxen tatsächlich zu mehr Mobilität bei weniger Straßenverkehr führen, wird sich ab 2018 zeigen.

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