Sachsen will Verschwörungstheorien bekämpfen

Ministerpräsident Kretschmer: Rechtsextreme würden jegliche Formen des Zusammenlebens in Sachsen vergiften

  • Lesedauer: 3 Min.

Dresden. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hält eine Kampagne gegen Verschwörungstheorien für dringend erforderlich. Besonders hat er dabei die sogenannten Reichsbürger im Blick. »Das ist ein Krebsgeschwür, das sich da entwickelt. Dagegen müssen wir vorgehen«, sagte der 42 Jahre alte Regierungschef im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die selbst ernannten »Reichsbürger« würden das Vertrauen in die Gesellschaft, den Staat und seine Strukturen untergraben. »Das kann man nicht dulden. So etwas darf der Staat nicht laufenlassen.«

»Reichsbürger« erkennen die Bundesrepublik nicht als Staat an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Folglich werden Institutionen der Bundesrepublik, ihre Rechtsordnung sowie hoheitliche Maßnahmen, Verwaltungsakte, Gerichtsentscheidungen, Bußgeldbescheide oder Steuerforderungen nicht anerkannt. Immer wieder kommt es zu Konflikten, wenn zum Beispiel Beamte Forderungen eintreiben wollen. In Sachsen wird die Zahl der Reichsbürger auf reichlich 700 geschätzt. Sie sind auch für eine Vielzahl von Straftaten verantwortlich.

Kretschmer will nicht warten, bis eine entsprechende Initiative vom Bund kommt. Vielmehr werde der Freistaat selbst eine Strategie entwickeln. Die sozialen Medien hält Kretschmer dabei für das geeignete Mittel. Aber auch klassische Medien müssten Aufklärung betreiben. Mitunter kämen die Verschwörungstheorien in einem seriösen Gewand daher. »Doch wenn man diese Theorien und Gerüchte aufdeckt und auseinandernimmt, wird klar, wie absurd und lächerlich sie sind.« Man müsse viel mehr gegen solche Strömungen unternehmen als bisher.

Der neue Regierungschef äußerte sich auch über den ramponierten Ruf Sachsens durch ausländerfeindliche Umtriebe und Rechtsextremismus. »Leider gibt es auch in Sachsen wie in anderen Ländern Extremisten - rechte, linke und auch religiöse. Die schlimmste Erscheinung ist aber der Rechtsextremismus. Gegen Extremisten müssen wir mit aller Kraft und Härte vorgehen - mit der Justiz, mit der Polizei aber auch wir als Gesellschaft alle miteinander.« Rechtsextreme würden jegliche Formen des Zusammenlebens in Sachsen vergiften. Deshalb werde der Freistaat künftig auch mehr in die politische Bildung investieren.

»Wir müssen die Dinge so ansprechen und benennen, wie sie sind. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, muss man das korrigieren«, sagte der Ministerpräsident. Er sprach dabei auch das umstrittene Logo des Spezialeinsatzkommandos an, das bei vielen Assoziationen an die NS-Zeit weckte. Ein damit einhergehendes Sachsen-Bashing ist aus Sicht Kretschmers aber fehl am Platz. Das Bestimmende von Sachsen seien schließlich »seine freundlichen Menschen, die wundervolle Kultur und tolle Städte und Landschaften«.

»Das müssen wir nach vorn stellen. Wir sollten nicht über jedes Stöckchen springen, das man uns hinhält«, sagte Kretschmer. »Wir wollen positive Bilder von unserem Land. Genau das habe ich vor«, betonte der Regierungschef. »Sachsen hat viele Freunde in der Welt. Sie kommen zu uns, weil sie sich bei uns wohlfühlen.« dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -