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Anwohner wollen Google nicht
Mit Kundgebungen, Demos und einer Besetzung wird gegen Start-up-Campus protestiert
Viele Anwohner verirrten sich nicht in die große Halle. Und obwohl beim Thema Google-Campus immer wieder auch die Kritik zu hören war, der Kiez werde durch das Start-up-Labor weiter aufgewertet und damit noch teurer, blieben Proteste zum Tag der offenen Tür aus.
Erst jetzt kommt er so langsam ins Rollen. Öffentlich sichtbar machten Gegner des Standorts ihre Kritik Mitte Dezember bei einer Videokundgebung. Mit einem Beamer warfen Vertreter von Nachbarschaftsinitiativen wie Bizim Kiez den Spruch »Google ist kein guter Nachbar« an die Seitenwand des Umspannwerks in der Ohlauer Straße. Darauf folgte ein Fotovortrag über die Auswirkungen des Google-Standorts im Silicon Valley auf die Region um San Francisco. Demnach stiegen die Immobilienpreise entlang der Strecke, die der Google-Shuttlebus zum Silicon Valley zurücklegt, immer weiter an.
In Kreuzberg sollen nur 22 Gründer in das ehemalige Umspannwerk einziehen. Sie werden weder einen gesonderten Shuttleservice bekommen noch eine relevante Anzahl an Wohnungen anmieten oder kaufen. In Kreuzberg geht es eher um den symbolischen Wert eines Google-Campus im Kiez. Schließlich werden sich die 20 Menschen keine eng gestellten Co-Working-Schreibtische im unsanierten Hinterraum einer Kneipe teilen. Stattdessen lässt das Unternehmen für sie eine Zwischenebene in das denkmalgeschützte Gebäude einziehen. Insgesamt hat das Umspannwerk eine Fläche von 3000 Quadratmetern. Dort soll auch ein Café und Raum für Veranstaltungen entstehen.
Die Videokundgebung nutzten auch linksradikale Gruppen, um ihre Kritik am Google-Standort unter die Leute zu bringen. Mehrere Menschen setzten sich mit auf die Brust gehefteten Zetteln, die zusammen »Fuck off Google« ergaben, in Szene. Die Gruppe »Google Campus verhindern« kündigte auf Flugblättern eine »wütende Demonstration« und eine »öffentliche, angekündigte Massenbesetzung« an und lud zu Planungs- und Diskussionstreffen donnerstags im Hausprojekt NewYorck im Bethanien ein. Ein anderes Flugblatt kündigte »direkte und selbst-organisierte Angriffe« an.
»Wir glauben schon, dass man Google ziemlich ärgern kann«, sagte ein Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte. »Die haben einen Offenheitsdiskurs, geben sich ganz offen und cool. Aber wenn jeden Abend 500 Leute kommen und sich schlecht benehmen, dann können die glaube ich ziemlich genervt sein.« Im besten Falle so sehr, dass der Campus wieder geschlossen werde. Nicht nur an der möglichen Verdrängung stößt sich der Mann. »Google verkauft sich als die Guten, aber schaut man sich mal die Steuerpolitik an, erkennt man, dass Google ziemlich sozialfeindlich ist.« Schließlich zahle das Unternehmen in Europa kaum Steuern.
Der zuständige Bezirksbaustadtrat Florian Schmidt (Grüne) hatte nach Amtsantritt die Baugenehmigung zunächst auf Eis gelegt. Dann gab er sie doch frei. Er bleibe dabei: »Wir sind erstmal auf der Seite der Nachbarn.« Protest müsse dennoch ernst genommen und als »Auftakt zum Dialog« verstanden werden. Er könne die Kritik am Google-Campus verstehen. Aber man könne nicht ein einzelnes Unternehmen für Aufwertung und Verdrängung verantwortlich machen und Kreuzberg nicht »abschotten«.
Gegen Verdrängung, so Schmidt, sei es notwendig, einen angemessenen rechtlichen Rahmen zu bieten. »Wir müssen uns noch mehr anstrengen, um Menschen vor Gentrifizierung zu schützen«, forderte der Kommunalpolitiker.
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