Wem gehören die Minen von Chalkidiki?
Ende der 1980er Jahre kaufte das Unternehmen TVX Gold die Schürfrechte und stellte ein äußerst ambitioniertes Ausbeutungskonzept vor. Das Projekt weckte so starke Bedenken in der Bevölkerung, dass auch die Bewohner der Dörfer mit Bergbautradition begannen, die Zweckmäßigkeit des Projekts zu überdenken.
Zwischen 1997 und 2003 protestierten die Menschen geradezu täglich. Sie organisierten Demonstrationen, ein Dauercamp am Ort der Mine und machten unzählige Eingaben an die verantwortlichen Politikkreise, um TVX Gold von seinen Plänen abzubringen. Die sehr angespannte Stimmung führte zu Sabotageakten wie dem Zerstechen der Reifen von Fahrzeugen der Bereitschaftspolizei. In der Folge rief die Regierung im Dorf Olimpiada für neun Tage den Ausnahmezustand aus.
2003 ging TVX Hellas, die griechische Tochterfirma von TVX Gold in Konkurs, und die Gegner des Projekts glaubten schon, den Kampf gegen den radikalen Bergbau gewonnen zu haben.
Doch in einem undurchsichtigen Manöver kaufte der griechische Staat die Cassandra-Minen mit allen Schürfrechten für mehr als 300 Quadratkilometer für 11 Millionen Euro und reichte sie - ohne Preisaufschlag und daher ohne jeglichen Gewinn - an die Firma Hellas Gold weiter, eine öffentliche Ausschreibung gab es damals nicht. Auch verzichtete der Staat auf Vergütungen für Gewinne aus dem Mineralienabbau. Gleichzeitig befreite die Regierung Hellas Gold von aller Verantwortung für mögliche Umweltschäden, vorgeblich weil diese ja auf früheren Abbauarbeiten beruhen könnten.
Das Unternehmen Hellas Gold war erst wenige Tage vor dem Deal von einem Geschäftspartner des Magnaten George Bobolas mit einem Startkapital von nur 60 000 Euro gegründet worden und sollte nun ein Millionengeschäft zu Ende führen. Die Familie Bobolas ist eine der einflussreichsten und reichsten Familien Griechenlands, ihr gehören auch viele Medien. Hellas Gold ging an den Aktienmarkt und wurde 2007 zu 95 Prozent von European Goldfields gekauft, das wenig später von der kanadischen Firma Eldorado Gold übernommen wurde.
Das kanadische Unternehmen Eldorado Gold gehört zu 56 Prozent großen Finanzkonzernen und Banken wie Blackrock, Morgan Stanley, Citigroup, Goldman Sachs und der Deutschen Bank. Der griechische Finanzminister Euklidis Tsakalotos und der ehemalige Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis haben beide in diese Firmen, besonders in Blackrock, investiert. Die fünf verbleibenden Prozent Anteile an Hellas Gold, die nicht Eldorado Gold gehören, besitzt die Firma Ellaktor des zum Bobolas-Clan gehörenden Leonidas Bobolas.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.