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Neuer Anlauf im Streit um Mazedonien
Griechenland und FYROM nehmen Verhandlungen wieder auf
Es tut sich was im Streit um die Verwendung des Namens Mazedoniens durch die ehemaligen jugoslawische Teilrepublik. Der Namenstreit vergiftet seit vielen Jahren das Verhältnis zwischen Griechenland und seinem kleinen Nachbarn FYROM - Former Yugoslav Republic of Macedonia - , wie die ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens offiziell heißt. Doch politische Beobachter sehen Zeichen der Entspannung. So reiste der mazedonische Premierministers Zoran Zaev »privat« ins griechische Thessaloniki und telefonierte mit seinem griechischen Amtskollegen Alexis Tsipras. Nicht nur der Sozialdemokrat Zaev, der sich seit seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr sichtlich um gute Beziehungen zu seinem Nachbarn bemüht, strebt einen Kompromiss an. Auch SYRIZA-Chef Tsipras zeigte sich am Samstag hinsichtlich der Begrifflichkeiten verhandlungsoffen: »In der Praxis ist es nicht unvernünftig, wenn der Begriff ‘Mazedonien’ in einem zusammengesetzten Wort, entweder mit einer geografischen oder zeitlichen Kennzeichnung, existiert, die für jeden deutlich macht, dass niemand das Territorium oder die Geschichte anderer beansprucht.«
Unterdessen wurden die Verhandlungen zur Namensfrage am Freitag nach vierjähriger Pause in New York wieder aufgenommen. Sie sollen bis zum März dauern. In einem Interview mit dem griechischen Staatssender ERT demonstrierte der UN-Sonderbeauftragte Matthew Nimetz Zuversicht: »Ich denke, sie glauben, dass eine Lösung im nationalen Interesse beider Länder ist.« Sobald der Streit beigelegt ist, könnte Mazedonien einen EU-Beitritt vorbereiten. Letzte Woche sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Skopje, dass einem NATO-Beitritt dann nichts im Wege stünde. Tsipras, dessen SYRIZA in den Umfragen hinten liegt, könnte als derjenige in die Geschichte eingehen, der einen historischen Konflikt schließlich hat lösen können.
Doch die Schritte der Annäherung werden durch patriotische Kräfte torpediert. In Griechenland wenden sich nicht nur alle im Parlament vertretenen Parteien gegen die Namensverwendung. Laut einer Umfrage der konservativen Zeitung »Proto Thema« sprechen sich 68 Prozent der Bevölkerung gegen die Verwendung aus. Der großangelegte Protest am Sonntag, zu dem eine eigentlich kleine Facebook-Gruppe namens »Bewegung Thermaikos - Stunde Null« aufrief, wird durch die griechisch-orthodoxe Kirche unterstützt, die vor der Demo einen Gottesdienst zum Thema Griechentum abhielt. In einer Online-Petition fordern Nationalisten eine Volksabstimmung.
Als Entgegnung gründete der populäre Theaterautor Miltiadis Oulios auf Facebook die Gruppe »Makedonia is freak!«. Seit den 1990ern habe sich in der Namensfrage die politische Rechte im öffentlichen Diskurs festgesetzt. Schon 1992 gab es in Griechenland Großdemonstrationen, zu denen ganze Schulklassen gebracht worden. »Geschichte wird als Hauptargument angeführt. Oft wird vergessen, dass ein größeres reiches Land einem kleinerem, ärmeren Land gegenübersteht,« meint Oulios. Außerdem versuchten Mitglieder der Antiautoritären Bewegung am Sonntag früh, die Busse nationalistischer Demonstranten zu blockieren. Samstag Nacht wurde der Weiße Turm, das Wahrzeichen von Thessaloniki und Startpunkt der Demo mit Parolen wie »Eingeschlafen als Patriot, aufgewacht als Faschist« besprüht.
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