Wie viele Hotels verträgt die Stadt?

Über 20 große Häuser umringen Bremens Bahnhof

  • A. Cäcilie Bachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Bremen erlebt gegenwärtig einen enormen Bauboom im Tourismusbereich, was durchaus nicht alle Bremer gut finden. Und das nicht nur in jenen Teilen der Bevölkerung, wo man aus eigener Erfahrung um die Wohnungsknappheit im günstigeren Mietsegment weiß.

Fast zwei Millionen Übernachtungen hat die stadteigene Bremer Touristik Zentrale (BTZ) 2017 in der 500.000-Einwohner-Stadt registriert. Zu den gut 170 Unterkunftsbetrieben, die Mitglied im Bremer Verkehrsverein der BTZ sind, kommen noch zahlreiche private Vermieter. Die finden ihre Kundschaft größtenteils über das Internet. Für 2017 wird von über 50.000 Übernachtungen ausgegangen, die über diesen Weg gebucht wurden.

Die BTZ sieht sich auf Erfolgskurs, da jedes Jahr die Übernachtungszahlen steigen. Weil aber auch die Bettenanzahl rapide steigt, wird vonseiten der Hotellerie zugleich auf Grenzen hingewiesen. Derzeit werden direkt vor dem Ausgang des Hauptbahnhofes zwei siebenstöckige Hotels gebaut, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen sollen. Es stehen aber bereits 21 Hotels rund um den Bahnhof, von der ganz einfachen Art bis zur Fünf-Sterne-Ausgabe. Wird die Bettenzahl in der Stadt zu hochgetrieben, befürchtet die eingesessene Tourismusbranche hohen Konkurrenzdruck, noch angefacht durch die steigende Zahl an Privatvermietungen. Letztendlich führe das zu einem Preisverfall, so die Argumentation.

Doch an den beiden neuen »Hotel-Türmen«, wie sie in der Bevölkerung genannt werden, gibt es viel Kritik auch aus anderen Gründen. Alteingesessene und Gäste finden bereits jetzt, da die oberen Etagen noch fehlen, dass das Hotel-Geschäfts-Ensemble zu einer bedrückenden, beengenden Stimmung vor dem Bahnhof führe. Das Fass zum Überlaufen bringt anscheinend die freudige Bekanntmachung aus dem Hause des grünen Bausenators, dass in direkter Bahnhofsnähe auf ehemaligen Abstellgleisen nicht nur ein neuer Busbahnhof entstehen soll, sondern auch noch ein großes Hotel. Damit wären zwei Dutzend um den hansestädtischen Hauptbahnhof voll.

Nun ist der Bremer Busbahnhof sowohl ein Nord-Süd-, als auch ein Ost-West-Knotenpunkt für Fernbusse von Skandinavien bis Spanien und von den Niederlanden bis nach Bulgarien. Da erscheint es sinnvoll, ein Hotel daneben zu setzen. Sinnvoller erscheine es aber Kritikern, dass die Stadt selbst den geplanten Busbahnhof mit Hotel direkt auf dem Bahnhofsvorplatz gebaut hätte. Stattdessen jedoch wurde einem Investor das Filet-Grundstück auf dem Bahnhofsvorplatz für den Hotelbau verkauft.

Mit den Einnahmen will die Stadt nun um die Ecke eine Schienenanlage zurück bauen und dort die Fernbushaltestellen und ein Hotel errichten. Der gewählte Ort liegt zwar in Luftlinie fast nur einen Steinwurf vom Ausgang des Hauptbahnhofs entfernt, ist aber mit Gepäck nur mühselig zu erreichen. Zu Fuß müssen unterschiedlich gepflasterte Straßen, Kantsteine, Parkplätze und Schienen passiert werden, ein Museum und ein Großkino sind zu umrunden. Zudem ist die geplante Zufahrt für Autos und die Fernbusse zu überqueren.

Das geplante Hotel würde dann zwischen den noch genutzten Schienensträngen, der Zufahrt zum Busbahnhof und einer zwei-etagigen Hauptverkehrsader liegen. Deren obere Spur, eine Hochstraße, die zu Autobahnzubringern führt, ist übrigens so marode, dass sie abgerissen werden soll - sobald Bremen dafür Geld aufgetrieben hat.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -