Rund um den Funkturm wird gebaut
Berlins Westeingang verändert sein Gesicht - ein Überblick über Bauvorhaben
Für Tausende Besucher und Pendler bilden der Funkturm und die Autobahn zu seinen Füßen das Eingangstor in die deutsche Hauptstadt. Wer mit Auto oder Bus aus Westdeutschland, aus Leipzig, Hannover oder Potsdam nach Berlin kommt, muss dort entlang. Das Dreieck Funkturm zählt zu den am stärksten befahrenen Deutschlands. Wer das Umfeld erkundet, erlebt einen Nicht-Ort, ein riesiges Lärm-und-Dreck-Loch mitten in der Stadt. Aber auch, dass dort einiges passiert: AVUS-TRIBÜNE: Die Avus (Automobil-Verkehrs- und Übungsstrecke) gilt als erste Autobahn und führt als A115 aus Richtung Potsdam nach Berlin. Dass sie auch für Rennen genutzt wurde, daran erinnert die 200 Meter lange Tribüne, die direkt an der Fahrbahn seit Jahren verfällt - doch das soll bald ein Ende haben. Ende März wird das Dach abgerissen und anschließend nach historischem Vorbild neu gebaut. Der Unternehmer Hamid Djadda will unter den Sitzreihen Büros bauen. Als besonderer Clou aber ist ein verglaster Veranstaltungsraum gedacht - feiern direkt an der tosenden Autobahn. Bis zu fünf Millionen Euro will Djadda in die Tribüne stecken.
DREIECK FUNKTURM: Marode, stauanfällig - so präsentiert sich das Autobahndreieck, das zu den am stärksten belasteten in Deutschland zählt. Und das bleibt noch eine Weile so. Denn momentan werden noch die Grundlagen für Planungen ermittelt. Schon 2015 ging der Senat davon aus, dass allein die Planung sieben Jahre dauern wird. Geschätzte Baukosten: gut eine Viertelmilliarde Euro. Denn in dem Geflecht von Spannbetonbrücken aus den 1960ern haben Fachleute Konstruktionsfehler ausgemacht. Ziel des Umbaus ist zunächst, die Verkehrssicherheit zu erhalten, wie Sprecher Derk Ehlert erklärt.
RUDOLF-WISSELL-BRÜCKE: Der Senat spricht von einem der größten Straßensanierungsprojekte in der Geschichte der Stadt: Die fast einen Kilometer lange Rudolf-Wissell-Brücke muss neu gebaut werden. Über sie fahren auf der A100 rund 180 000 Fahrzeuge pro Tag. Vor bald 60 Jahren gebaut, ist sie in die Jahre gekommen, muss immer wieder repariert werden. Frühestens 2022 soll die neue Brücke gebaut werden.
WESTKREUZ-PARK: Zwischen Bahntrassen und Autobahnabfahrten liegt am Westkreuz eine städtebauliche Steppe. Nun soll entlang der Gleise und Brücken zwischen Lietzensee und Halensee der neue Westkreuzpark entstehen. Erste Ideen erinnern an den Gleisdreieck-Park in Schöneberg. Noch aber läuft die Bürgerbeteiligung zu diesem Projekt. Eines Tages soll man vom Grunewald aus über den Halensee durch den neuen Park nach Charlottenburg radeln können. Das hängt aber vom Autobahnbau ab.
ZOB: Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) aus der Mauerzeit platzt aus allen Nähten, weil immer mehr Menschen mit dem Fernbus reisen. 167 000 An- und Abfahrten wurden 2016 gezählt. Bei laufendem Betrieb wird deshalb seit eineinhalb Jahren ausgebaut, vor allem für mehr Haltestellen. Ursprünglich mit gut 14 Millionen Euro veranschlagt, soll das nun knapp 30 Millionen Euro kosten - weil Gebäude neu errichtet statt nur instandgesetzt werden, weil die Wartehalle größer werden soll als zuerst geplant, die Fahrgastinformation erneuert und die Leitstelle versetzt wird.
ICC: Im vergangenen Frühling mussten Spuren der Autobahn gesperrt werden, weil Fassadenteile des Kolosses herabzustürzen drohten. Seit vier Jahren ist das Internationale Congress Centrum (ICC) geschlossen, diente zeitweise als Flüchtlingsunterkunft. Die Messegesellschaft will den raumschiffartigen Bau am liebsten abreißen, um Platz für neue Hallen zu schaffen. Der Senat aber will wieder Kongresse im ICC sehen. Vor einer Wiedereröffnung müsste erst einmal der Asbest raus - für Hunderte Millionen Euro. dpa
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