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Grammys werden zur Protestshow
Stars protestieren gegen Rassismus und Polizeigewalt, für Dreamer und Immigranten sowie gegen Donald Trump
Dieser Abend war nicht gerade subtil. Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder auch Protest. Doch dieses Mal überboten sich bei der Verleihung der Grammies mehrere Stars mit Agit-Prop Performances zu Polizeigewalt, Immigranten und gegen Donald Trump.
Der Gala-Abend, bei dem alljährlich in 84 Kategorien die besten Musiker prämiert werden, begann mit einem Auftritt des Rappers Kendrick Lamar.
Vor einer großen US-Flagge sang dieser ein Medley seiner Songs. Am Ende fielen seine Tänzer zu Pistolenschüssen aus den Lautsprechern wie von Kugeln getroffen um. Teil des Auftritts des Hip Hoppers, der den Grammy für das beste Rap-Album 2017 gewann, war auch ein Kommentar des Komikers Dave Chapelle zu Polizeigewalt gegen Schwarze: »Es gibt nur ein Ding, das gefährlicher ist, als einen ehrlichen schwarzen Mann in den USA zu beobachten: ein ehrlicher schwarzer Mann zu sein«.
»Als junge Frau solidarisiere ich mich mit meinen Schwestern«, erklärte die Soulsängerin Janelle Monae zur Metoo-Debatte. »Wir kommen in Frieden, aber legt euch nicht mit uns an«, erklärte sie und forderte gleiche Bezahlung für Männer und Frauen. Auch die Sängerin Kesha widmete ihren Song »Praying« den Frauen, die sich unter dem Hashtag #MeToo gegen sexuelle Belästigung und Gewalt wehren.
»Ich singe das für die Menschen, die für Gleichheit in einer ungleichen Welt kämpfen, einer Welt die nicht gerecht ist«, so kündigte der Rapper Logic seinen Song »1-800-273-8255« an, der das Thema Selbstmordprävention behandelt an. In Anspielung auf das berühmte Gedicht »New Colossus« von Emma Lazarus rief er unter Applaus »Bring us your tired, your poor«, um dann hinzuzufügen: »Und bringt uns jeden Immigranten, der bei uns Zuflucht sucht«.
Auch andere Stars nutzten ihren Bühnenauftritt zum Protest. »Dieses Land wurde von Träumern und für Dreamer gebaut, die auf der Jagd nach dem amerikanischen Traum waren«. Mit dieser Anspielung auf die von Abschiebung bedrohten Kinder illegalisierter Migranten begann Camila Cabello ihren Auftritt. »Meine Eltern kamen in dieses Land mit nichts als Hoffnung in der Tasche, sie haben mir gezeigt, was es heißt doppelt so hart zu arbeiten und niemals aufzugeben, und ich bin nicht anders als die Dreamer«, erklärte die 21-jährige Popsängerin. Sie sollte eigentlich nur die Band U2 ankündigen, nutzte ihren Auftritt aber für eine kurze Rede. Unter Applaus fuhr die Kubano-Amerikanerin, die in Havanna geboren ist, fort: »Wir dürfen diese Kinder nicht vergessen, wir müssen um sie kämpfen.«
Die Rockband U2 sparte ebenfalls nicht mit großer Symbolik. Die irischen Rocker spielten auf einem Boot im New Yorker Hafen, die Freiheitsstatue im Hintergrund. Auf eine Leinwand hinter ihrem Set wurden die Gesichter unterschiedlichster Menschen projiziert, während U2-Sänger Bono mit einem Megafon in der Hand den Song »Get out of your way« performte und Immigranten bestärkte, diese sich von den Widrigkeiten dieser Welt nicht entmutigen zu lassen. Nach dem Auftritt twitterte die Band noch »Gelobt seien die shithole-Länder, die uns den amerikanischen Traum gegeben haben«.
Die Überraschung des Abends war vielleicht Hillary Clinton: Sie erschien in einem von den Organisatoren vorher aufgezeichneten Video, in dem Stars wie Cher oder Snoop Dogg aus Michael Wolfes Buch »Fire and Fury« lasen. Schon bei den Golden Globes Mitte Januar hatte es mehr Protest als sonst gegeben. Viele Schauspielerinnen erschienen in schwarz, um sich mit den Opfern sexueller Gewalt zu solidarisieren. Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, hielt eine bewegende Rede über Sexismus in der Filmindustrie.
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