- Kultur
- Südkoreaner in Deutschland
Ein kurzes Probeleben in Seoul
Wie Familie Lie aus Berlin gleichzeitig in zwei Heimaten lebt
Jedem Kind wird einmal erzählt, es solle niemals zu fremden Leuten ins Auto steigen. Das ist der normale Initiationsritus, der abrupt in die Erwachsenen-Realität zerrt, gewollt oder nicht. Für Boram Lie, heute 38 Jahre alt, war dieses Szenario keine abstrakte Drohkulisse, erschaffen, um das Großwerden in eine gruselige Metapher zu verpacken. Für sie war klar, es könnte eines Tages wirklich passieren. Irgendwann könnte ihr jemand erzählen, ihre Eltern hätten einen Unfall gehabt und sie solle sofort mitkommen.
Boram Lie sitzt an einem kalten Januarnachmittag in einem Kreuzberger Café, trink eine Johannisbeerschorle und erzählt von Kyung-Taek, ihrem Vater und Soh-Eyn, ihrer Mutter. Borams Eltern sind in Südkorea geboren und leben seit vielen Jahrzehnten in Deutschland. Die drei gehören zu den knapp 33 000 Menschen mit südkoreanischen Wurzeln im Land. Borams Vater folgte seinem Vater Anfang der 1960er Jahre nach Deutschland, da war Ky...
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