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Cryan steckt im Minus fest
Die Deutsche Bank schrieb 2017 das dritte Jahr in Folge nach Steuern rote Zahlen
John Cryan wollte am Freitag nicht lange um den heißen Brei herumreden. »Wir haben auch 2017 unter dem Strich einen Verlust zu verzeichnen. Ja, es ist der dritte Verlust in Folge«, sagte Cryan, der seit zweieinhalb Jahren die Deutsche Bank führt. Immerhin ist das Minus nicht mehr ganz so groß wie in den Jahren zuvor. Musste das größte deutsche Geldhaus 2015 unterm Strich noch ein Minus von 6,8 Milliarden Euro und 2016 von 1,4 Milliarden Euro verkraften, so schrumpfte das Minus 2017 auf eine halbe Milliarde.
Und dann schob Cryan zu seiner Ehrenrettung bei der Vorstellung der Zahlen gleich einen Satz hinterher: »Vor Steuern haben wir zum ersten Mal seit 2014 schwarze Zahlen geschrieben.« Ohne die Belastungen durch die US-Steuerreform hätte er sogar einen Nettogewinn von fast einer Milliarde Euro präsentieren können, ist sich Cryan sicher. Dabei gab es in der letzten Zeit immer mehr Berichte, die Zweifel daran nährten, dass die Deutsche Bank endlich aus der Krise komme, und gar nichts mit US-Präsident Donald Trump und seinen Steuersenkungsplänen zu tun hatten.
Da wären die Sorgen um Großaktionär HNA. Seit Frühjahr 2017 kon-trolliert der chinesische Mischkonzern über einen auf den Kaimaninseln angesiedelten Fonds knapp zehn Prozent der Bank. Zwar bekannte sich der zwielichtige Anleger noch im Dezember zu seinem Investment bei der Deutschen Bank. Doch obwohl er seine Anteile in einem Steuerparadies geparkt hat, gerät er derzeit offenbar immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Wegen Liquiditätsengpässen in Milliardenhöhe hat der Konzern seinen Aktionären versprochen, große Teile seiner Beteiligungen abzustoßen, die er an verschiedenen Konzernen wie dem Rohstoffhändler Glencore hält. 16 Milliarden US-Dollar sollen so eingespielt werden. Für seine Anteile an der Deutschen Bank dürfte HNA nach der Verkündung der vorläufigen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vermutlich erst mal deutlich weniger bekommen. Der Kurs der Aktie sackte bis zum frühen Freitagnachmittag um fast fünf Prozent auf nur noch 14,07 Euro pro Stück ab.
Für Aufregung sorgte auch, dass Konzernchef Cryan seinen Investmentbankern trotz der anhaltenden Verluste wieder Boni in Höhe von einer Milliarde Euro zahlen will. Diese Sparte war seit der Finanzkrise vor zehn Jahren besonders in die Kritik geraten, weil hier besonders risikoreiche Geschäfte gemacht werden. »Die Bezahlung unserer Mitarbeiter wird sich konsequent am Geschäftserfolg unserer Bank orientieren«, sagte Cryan nun in seiner Rede am Freitag und verteidigte die Boni: »Die diesjährige variable Vergütung ist eine einmalige Investition, um der neuen Führung unserer Unternehmens- und Investmentbank die Chance zu geben, unsere Marktposition zu sichern und auf ausgewählten Geschäftsfeldern auszubauen.« 2018 sei eine ähnliche variable Vergütung nur bei entsprechendem Geschäftserfolg zu rechtfertigen.
Auch wenn SPD und CDU offenbar nicht härter gegen unangemessene Vorstandsgehälter und Pensionen vorgehen wollen, wie die »Süddeutsche Zeitung« am Freitag berichtete, sorgten die Boni bei der Bank zumindest für Unmut bei den beiden Parteien, die derzeit über eine Neuauflage der Großen Koalition verhandeln: »Man kann die Legitimität einer Wirtschaftsordnung durch solche Praktiken gefährden«, sagte CDU-Sozialexperte Matthias Zimmer am Montag. SPD-Chef Martin Schulz polterte doller: »Überall schließen Bankfilialen, Kunden verlieren ihre Berater, Berater ihre Jobs. Wenn in dieser Situation Boni in Höhe von einer Milliarde Euro ausgeschüttet werden, dann verliert ein Unternehmen nicht nur an Ansehen«, so der ehemalige Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten. »Das schadet insgesamt unserer Solidargemeinschaft.«
So stößt sich die Bank vor allem auch gesund, indem sie Filialen schließt. Auch weil Cryan die Postbank nicht mehr verkaufen will, wurden bisher schon 190 Filialen geschlossen. »In der gesamten Privat- und Firmenkundenbank haben wir allein 2017 rund 1600 Stellen abgebaut«, prahlte Cryan. Ziel des Konzerns ist es, dieses Jahr weitere Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro einzusparen, um endlich aus den roten Zahlen zu kommen.
Da kann Cryan nur hoffen, dass kein neuer teurer Rechtsprozess auf die Bank zukommt. Allein 2015 kosteten Rechtsstreitigkeiten und regulatorische Angelegenheiten die Bank 5,2 Milliarden Euro. Cryan schaffte es zumindest, dass es im vergangenen Jahr im Hinblick auf solche Skandale ruhiger wurde. Nun wurde die Bank allerdings wieder von einer US-Behörde zu einer Geldbuße von 30 Millionen Dollar verdonnert, weil sie Edelmetallpreise manipuliert haben soll. Ein Vorgänger Cryans würde vermutlich sagen, dass das lediglich Peanuts seien im Vergleich zu vorherigen Strafen. Kommentar Seite 2
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