Mit Hand und Fuß ins Abenteuer

Eine ganz besondere Reise: Oliver Kern berichtet für »nd« von Olympia 2018 in Südkorea

  • Katja Choudhuri
  • Lesedauer: 4 Min.

Wenn er sich am 6. Februar ins Flugzeug setzt, dann beginnt für Oliver Kern ein großes Abenteuer. Bis zum 25. Februar berichtet er für »nd« von den XXIII. Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, Südkorea. So routiniert Oliver in Sachen Olympia schon ist - er berichtet schon seit 2010 von Olympischen Sommer- und Winterspielen - dieses Mal ist es doch etwas Besonderes.

Zum ersten Mal reist er in ein Land, dessen Sprache er überhaupt nicht spricht. »Ich habe mich bewusst dafür entschieden, die Sprache nicht im Vorfeld noch irgendwie zu lernen, obwohl mir gesagt wurde, dass sie gar nicht so kompliziert sei«, erzählt Oliver. »Aber ich möchte Land und Leute quasi mit Händen und Füßen kennenlernen.« Nach seiner Ankunft im Hotel wartet allerdings erst einmal eine andere Herausforderung auf ihn: die Zeitverschiebung verarbeiten, ein Jetlag droht. Ganze acht Stunden liegen zwischen der nd-Redaktion in Berlin und unserem Mann vor Ort. Da heißt es gut planen und mitunter auch mal in der Nacht arbeiten.

Mit viel Schlaf in den drei Wochen in Südkorea rechnet Oliver ohnehin nicht, denn die Organisatoren haben bei der Planung der Wettkämpfe auch an die europäischen Sportfans gedacht. So finden einige Wettkämpfe in der koreanischen Nacht statt - Flutlichtanlagen sei Dank! Einen Vorteil hat die Zeitverschiebung: Die Kollegen in der Redaktion haben etwas mehr Zeit, Olivers Texte für die Zeitung und die Webseite aufzuarbeiten. Jeden Tag stehen mindestens drei Medaillen-Entscheidungen an. Da hat Olli gut zu tun, schließlich wird er täglich mindestens einmal aus Südkorea berichten.

Außerdem führt er auch in diesem Jahr wieder ein Olympia-Tagebuch, in dem er seine Beobachtungen rund um die Wettkämpfe notiert und Platz schafft für ganz besondere Olympiamomente. So wie 2010 im kanadischen Vancouver, als die deutsche Eisschnellläuferin Anni Friesinger-Postma im Halbfinale der Teamverfolgung wenige Meter vor dem Ziel stürzte, auf dem Bauch über die Ziellinie rutschte, mit einer Grätsche ihr rechtes Bein nach vorn schleuderte, damit die Zeitmessung auslöste und sich so doch noch den Finaleinzug sicherte. »In diesem Augenblick war ich mitfiebernder Zuschauer und muss zugeben, dass ich ein wenig meine journalistische Distanz verloren habe. Dieses Erlebnis war eins meiner persönlichen Olympia-Highlights«, so Oliver. »Ich bin gespannt, welche besonderen Augenblicke diese Spiele jetzt bereithalten.« Vor Ort sind außer ihm noch einige freie Autoren für »nd« unterwegs, die sich ebenfalls in Reportagen den Hoffnungen und Befürchtungen rund um die politisch aufgeladene Atmosphäre dieser Winterspiele annehmen werden.

Wer von Olympia berichten will, braucht vor allem Geduld und muss gute Nerven haben. Schließlich lässt sich nicht alles auf die Minute planen. »Die Geschichten sind oft vom sportlichen Ergebnis der Athleten abhängig.« Je besser jemand abschneidet, umso länger braucht er durch die »Mixed Zone«, in der die Reporter und Sportler im Anschluss an den Wettkampf für Interviews oder ein paar kurze Fragen zusammentreffen. In dieser »Mixed Zone« herrscht bei Olympia eine strikte »Hackordnung«, erzählt Oliver. Zuerst kommen die ganz großen Medien dran wie BBC oder NBC, dann geht es weiter mit den Fernseh- und Radiosendern sowie Nachrichtenagenturen. Ganz weit hinten haben dann Reporter kleinerer Zeitungen wie das »nd« Gelegenheit, ihre Fragen an die Athleten zu stellen.

Wenn man Pech hat, ist er oder sie schon etwas maulfaul, schließlich haben diverse andere Reporter möglicherweise bereits die gleiche Frage gestellt. Aber Olli wäre nicht Olli, wenn er nicht selbst dem müdesten Athleten noch eine besondere Geschichte für die Leserinnen und Leser des »nd« entlocken würde.

Eigentlich heißt es ja: »Dabei sein ist alles.« Doch Oliver weiß aus Erfahrung, dass dieser Spruch nicht für alle Athleten gilt. Manch einer empfindet schon einen dritten Platz als absolute Katastrophe. Andere hingegen freuen sich »tierisch« über einen siebten Platz. Schon deshalb lohnt es sich für Fans und Journalisten, nicht immer nur auf die Platzierungen der Sportlerinnen und Sportler zu schauen. Denn auch diejenigen auf den hinteren Plätzen haben hart gearbeitet und gekämpft, um sich ihr Ticket zu den Spielen zu sichern. Und weil sie nicht so lange durch die »Mixed Zone« brauchen, haben sie oft auch noch viel Zeit und Muße für die Fragen von unserem nd-Sportreporter Oliver Kern.

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