Liebeslyrik

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Liebesgedichte zu schreiben, die nicht in den Kitsch abdriften, ist außerordentlich schwer. In ihrem Lyrikband »Auszeit« versucht es die Brandenburgerin Elke Lipkau. Für meinen Geschmack scheitert sie. Dagegen gelingen Lipkau ausgerechnet einige von jenen Gedichten, in denen das lyrische Ich von mehr oder weniger gescheiterten menschlichen Beziehungen berichtet. Da finden sich herrlich komische, provozierende und schockierende Zeilen. Zum Beispiel reimt Lipkau unter der Überschrift »Vage Hoffnung«: »Ich mag dich, wenn du früh aufstehst/ mit feuerroten Augen./ Dein zottelwirres Haar ist echt./ Dein Körper duftet gar nicht schlecht./ Wenn du mich küsst, bevor du gehst,/ dann könnte ich fast glauben,/ dass Männer auch was taugen.« Oder sie dichtet über »Straßen-Verhältnisse«: »Einst trafen wir den Freund./ Wir gaben uns die Hand,/ schauten uns in die Augen/ und gingen gemeinsam ein Stück.// Heute erkennen wir ein Blech,/ geben Blinkzeichen,/ winken in den Spiegel/ und fahren aneinander vorbei.« Von den über 200 Gedichten im Buch sind viele nur mittelmäßig, einige sogar regelrecht misslungen. Doch auch ein halbes Dutzend sehr guter Gedichte findet sich. Das muss man erst einmal schaffen. Wer sich mit Lyrik auskennt, weiß das. Lipkau verdient noch ein weiteres Lob. Durchgängig schön sind die Illustrationen - von der Autorin gemalte Acrylbilder. Elke Lipkau: »Auszeit - Vorübergehend entschlossen«, Leonard-Thurneysser-Verlag, 260 Seiten (brosch.), 12,80 Euro

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