Am Ostersonntag 2006 ist der Deutsch-Äthiopier Ermyas Mulugeta in Potsdam-Charlottenhof angegriffen und schwer verletzt worden. Genau ein Jahr später stellte er jetzt seinen Verein »Löwenherz« vor - auf dem Luisenplatz, also dort, wo kurz nach der Attacke mehrere tausend Potsdamer gegen Rassismus protestierten.
Ermyas Mulugeta, der als Agrar-Ingenieur einst die Ackerfläche von sechs Dörfern in Äthiopien verwaltete, nutzte die Gelegenheit, »um auf Missstände aufmerksam zu machen«. Da »ohne Wasser kein Leben möglich ist«, liegt ihm die Errichtung von Brunnen im äthiopischen Gudalema besonders am Herzen. Im Juni 2007 soll der Bau beginnen. Geplant sind zwölf Brunnen in sechs Dörfern, um 3000 bis 3500 Familien mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.
»Hilfe zur Selbsthilfe« ist ein zentrales Anliegen des im Oktober 2006 gegründeten Vereins »Löwenherz«. Weiterhin möchte man zum Beispiel die Verständigung fördern. Ab Mai erarbeiten 20 Schüler aus ländlichen Regionen Äthiopiens und aus Potsdam gemeinsam mit ihren Lehrern und Familien eine Ausstellung, die den Alltag und das kulturelle Leben der Schüler vorstellt. Unterstützung bekommt der junge Verein auch von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Auf dem multikulturellen Fest am Sonntag sagte Jakobs, dass man auch mal »über den nationalen Tellerrand gucken« müsse. Er sei auch bemüht, in Potsdam ein Klima der Toleranz und Weltoffenheit zu fördern, so dass »Intoleranz, Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit keinen Raum haben«.
Eine Initiative afrikanischer Bürger des Wohngebietes Am Schlaatz appellierte an den Oberbürgermeister und forderte mehr Schutz von der Polizei, da Rassismus allgegenwärtig sei und sie sich ständigen verbalen Anfeindungen und tätlichen Übergriffen ausgesetzt sehen.
Von dem Angriff auf Ermyas, an den sich das Opfer nicht erinnern kann, zeugt ein Mitschnitt auf der Handymailbox seiner Frau. Die Täter beschimpften Mulugeta mehrfach als »Nigger«. Der Prozess gegen zwei Verdächtige am Potsdamer Landgericht läuft. Es stehen bis zum Mai noch sechs Verhandlungstage an. Derzeit wird eingeschätzt, dass die Beweise gegen den mutmaßlichen Haupttäter dürftig sind. Ob es zu einer Verurteilung kommt, steht in den Sternen.
www.loewenherz-ev.de
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