Friedensdialog mit der ELN-Guerilla gescheitert

Rebellenorganisation startet neue Offensive mit zahlreichen Anschlägen / Präsident Santos sieht nur noch wenige Chancen auf einen Dialog

  • Lesedauer: 2 Min.

Rio de Janeiro. Ernüchterung im kolumbianischen Friedensprozess: Nach neuen Anschlägen der ELN-Guerilla erteilte Präsident Juan Manuel Santos der Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen am Samstag eine Absage. Zuvor verübten die linken Rebellen im Bundesstaat Cesar im Nordosten Kolumbiens Sprengstoffanschläge auf eine Brücke und eine Landstraße.

»Nun wird es schwierig, den Dialog wieder aufzunehmen«, sagte Santos lokalen Medien zufolge. Es sei nicht nachzuvollziehen, dass die ELN einerseits über Frieden verhandeln wolle und gleichzeitig Anschläge verübe, erklärte das Staatsoberhaupt.

Die Anschläge sind offenbar Teil einer neuen Offensive, die die ELN vor einigen Tagen ankündigte. In mehreren Bundesstaaten wollen die Guerilleros mit militärischen Aktionen Präsenz zeigen und das öffentliche Leben für einige Tage lahmlegen, wie die Zeitung »El Espectador« in ihrer Onlineausgabe berichtete.

Nach Regierungsangaben sind bei ELN-Aktionen seit Jahresbeginn 19 Menschen getötet worden. Das Militär hat demnach über Hundert Guerilleros getötet, verletzt oder festgenommen.

Anfang Januar war eine gut dreimonatige Waffenruhe zwischen der Regierung und der ELN-Guerilla ausgelaufen. Seitdem verüben die Guerilleros wieder Anschläge auf die Infrastruktur und Militärposten. Als Reaktion auf die neuen Gefechte setzte Präsident Santos die im Februar 2017 in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito begonnenen Friedensgespräche auf unbestimmte Zeit aus.

Die Feuerpause zwischen Regierung und Guerilla, die zu einem deutlichen Rückgang von Gewalttaten in den Regionen mit ELN-Präsenz geführt hat, war das bisher wichtigste Ergebnis der Friedensverhandlungen. Mit der größeren Farc-Guerilla unterzeichnete die Regierung bereits im Dezember 2016 einen umfassenden Friedensvertrag.

Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben. epd/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.