Rechtsextremer Kampfsport mit Verbindungen bis nach Russland

SPD und Linkspartei in Thüringen haben unterschiedliche Einschätzungen zu Neonazi-Kampfsportlern

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Erfurt. Thüringer Rechtsextreme sind nach Einschätzung der Landesregierung in der Kampfsportszene aktiv, haben aber derzeit keine Sportvereine unterwandert. Der stark männerdominierten rechten Szene im Land sei «ein grundsätzliches Interesse an Kampfsport zu unterstellen», heißt es in der Antwort des Innenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grüne-Landtagsabgeordneten Madeleine Henfling, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Viele bekannte Rechtsextreme betrieben darüber hinaus Kraftsport oder Muskelaufbautraining.

Allerdings gebe es keine Hinweise darauf, dass Sportvereine oder organisierte Sportgruppen in Thüringen von Rechtsextremisten dominiert würden. Widerspruch zu der Einschätzung kommt aus der Linken. Ihr lägen Erkenntnisse vor, nach denen es sehr wohl organisierten Neonazi-Kampfsport im Land gebe, sagte die Linke-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss. «Es geht nicht nur um Einzelfälle.»

Sie verwies auf die rechtsextremen Ausschreitungen in Leipzig-Connewitz im Januar 2016. Daran seien mindestens 25 Neonazis aus Thüringen beteiligt gewesen, darunter mehrere, die einem Mixed-Martial-Arts-Team angehörten. Mixed Martial Arts kombiniert Techniken und Taktiken aus mehreren Kampfkünsten. Aus der von Innenminister Georg Maier (SPD) unterzeichneten Antwort geht auch hervor, dass den Sicherheitsbehörden bereits seit zwei Jahren die Absicht eines Rechtsextremisten aus Südthüringen bekannt ist, eine Mixed-Martial-Arts-Veranstaltung in Thüringen zu organisieren.

«Dass Neonazis in Gruppen in diversen Studios Kampfsport trainieren, mag nicht unter die Definition des Innenministeriums einer »organisierten Sportgruppe' fallen«, sagte König-Preuss. »Jedoch belegen deren Aktivitäten und Übergriffe wiederum, was Ziel dieser Trainings ist.«

In anderen Bundesländern seien rechtsextreme Thüringer Kampfsportler bereits in Erscheinung getreten, so das Ministerium. Beispielsweise hätten sich Neonazis aus dem Freistaat im Oktober 2017 an einer Kampfsportveranstaltung in Kirchhundem in Nordrhein-Westfalen beteiligt. »Mindestens ein bekannter Rechtsextremist aus Thüringen beteiligte sich an der Veranstaltung aktiv als Kämpfer«, schreibt das Ministerium.

Als Sponsor des Events wiederum seien russische Neonazis aufgetreten, die »enge Kontakte zu einem führenden rechtsextremistischen Veranstaltungsorganisator in Südthüringen« pflegen. Zwischen den Russen und dem Südthüringer sei eine enge Kooperation geplant.

Henfling forderte, gerade angesichts solcher Erkenntnisse müssten in Zukunft auch Verbindungen zwischen rechtsextremem Kampfsport und Rechtsrock-Konzerten viel stärker als bislang thematisiert werden. »Die rechtsextremistische Kampfsportszene ist aus meiner Sicht gut vernetzt und fest in die Neonazi-Strukturen national und international eingebunden«, sagte die Grünen-Abgeordnete. Dies sei einerseits ein besonderes Gefährdungspotenzial und anderseits eine weitere kommerzielle Einnahmequelle für die Szene auch in Thüringen.

In Erfurt hatten sich Rechtsextreme Mitte der 2000er Jahre in einem Sportverein gesammelt. Statt wie angegeben Badminton zu spielen, trainierten sie dort Kampfsport. dpa/nd

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