- Kommentare
- Oury Jalloh
Vielleicht ermordet, vielleicht vertuscht, keine Aufklärung
Sebastian Bähr über ungeklärte Todesfälle im Dessauer Polizeigewahrsam
Die Vorstellung ist grausam: In einem Dessauer Polizeirevier könnten Beamte vielleicht den Asylbewerber Oury Jalloh verbrannt haben. Eine noch viel verstörendere Vorstellung: Im selben Polizeirevier könnten dieselben Polizisten vielleicht über Jahre hinweg noch zwei weitere Menschen - Hans-Jürgen Rose und Mario Bichtemann - umgebracht haben. Die bitterste Vorstellung wäre jedoch: Seit fast 20 Jahren gibt es vielleicht wichtige Einflussträger - Politiker, Juristen, Staatsanwälte und Polizeifunktionäre - die ihre schützende Hand über besagte Beamte halten. Vielleicht, um einen PR-Gau zu vermeiden, vielleicht aus falsch verstandener Solidarität, vielleicht, weil einfach nicht sein darf, was ist.
Man muss den Gedanken ganz langsam sacken lassen: Mehrere wehrlose Menschen wurden vielleicht von Staatsdienern im Gewahrsam ermordet, sogar noch in derselben Zelle. Die Motive waren vielleicht Rassismus, vielleicht Sozialchauvinismus, vielleicht ging es um einen Vertuschungsmord, wie ein Staatsanwalt spekulierte. Vielleicht ging es auch einfach nur um die simple, zerstörerische Ergötzung an der eigenen Macht.
Eine Aufklärung könnte all diese vielen »Vielleichts« zerstreuen und das Vertrauen in den Rechtsstaat zurückholen. Doch daraus wird wohl erst mal nichts. Die Akten von zweien der drei Todesfälle sind verschwunden.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.