Konzentrierte Krankenhäuser
Um die medizinische Versorgung in Thüringen langfristig gewährleisten zu können, fordern die Vertreter mehrerer im Land tätigen Krankenkassen eine stärkere Kooperation von Krankenhäusern im Freistaat - besonders im ländlichen Raum. Damit nehmen die Kassen zumindest teilweise eine Haltung ein, die nicht dem entspricht, was sich die Betreiber mancher Kliniken in Thüringen wünschen. Gerade auch in den Planungen zum aktuellen Thüringer Krankenhausplan hatte sich gezeigt, dass Krankenhäuser bisweilen lieber neue, eigene Fachabteilungen einrichten wollen, statt mit anderen Kliniken zu kooperieren.
Besonders deutlich in seinen Forderungen wurde der Leiter der Thüringer Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, Guido Dressel. Zwar seien alle Krankenhäuser, die es heute im Land gebe, für die wohnortnahe Grundversorgung sinnvoll und nötig. »Wichtig ist aber, dass sich Kliniken bei allem, was über die Basis- und Notfallversorgung hinaus geht, spezialisieren und stärker kooperieren«, sagte er. »Das heißt, einige Fachabteilungen wird es nicht mehr geben - gerne auch nicht erst in zehn Jahren.« Es schade der Krankenhauslandschaft auch nicht, wenn es in den Kliniken weniger Betten gäbe. »Wir haben die größte Bettendichte aller deutschen Flächenländer.«
Ähnlich deutlich wurde auch ein Sprecher der Barmer. »Es ist derzeit nicht absehbar, welche Krankenhäuser besser oder schlechter für die Zukunft gewappnet sind«, sagte er. Tendenziell dürften jedoch kleinere Krankenhäuser in ländlichen Regionen vor größeren Herausforderungen stehen als solche in den Städten, sollten sie sich nicht spezialisieren und mit anderen Einrichtungen kooperieren.
Eine Sprecherin der IKK classic verwies zudem darauf, dass die Klinikbetreiber aus Sicht der Kasse gefordert seien, innerhalb ihrer Verbünde darauf zu achten, dass sich Leistungsangebote nicht überschnitten. Immer wieder hieß es, zentral für die zukünftige Entwicklung der Krankenhauslandschaft sei es, dass die Behandlung von Menschen nicht an den sogenannten Sektorengrenzen Schluss mache. Das meint: Niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser sowie Pflege- und Reha-Einrichtungen müssten noch intensiver als bislang bei der Behandlung von Patienten zusammenarbeiten.
Sollten die Krankenhäuser stärker kooperieren und Fachabteilungen an einzelnen Standorten wegfallen, würde das für Patienten oft weitere Wege bei Krankenhausaufenthalten wegen komplizierter Eingriffe bedeuten. Die Kassen hoffen aber, dass sich dadurch auch die Qualität der medizinischen Versorgung verbessern würde. »Wer viel operiert, also spezialisiert ist, macht weniger Fehler«, sagte Dressel. »Wir wissen aus Umfragen, dass Versicherte durchaus bereit sind, für mehr Qualität längere Anfahrtswege in Kauf zu nehmen.«
Insgesamt gibt es nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums derzeit 44 Krankenhäuser im Freistaat. Gab es 1991 noch mehr als 2400 Krankenhäuser in ganz Deutschland, waren es 2016 nur noch 1951.
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