Die Kantine macht schon mal auf
Mit dem Südpier ist ein wesentliches Element der Terminalanlage des BER fertig
Der Februar verabschiedete sich mit Kaiserwetter, aus stahlblauem Himmel und bei klirrendem Frost glitzerte die Flughafenbaustelle in der Sonne. Es wirkte wie bestellt, denn die Flughafengesellschaft FBB hatte eine frohe Botschaft zu verkünden: Das 320 Meter lange Südpier, über das nach Inbetriebnahme des künftigen Hauptstadtflughafens BER sechs Millionen Fluggäste pro Jahr abgefertigt werden können, ist fertig. Alle notwendigen Abnahmen sind erfolgt.
Das Südpier ist ein hochkomplexes Bauwerk, quasi selbst ein kleines Fluggastterminal. Auf zwei Ebenen, im Unter- und im Dachgeschoss ist umfangreiche Technik untergebracht, darunter Brandmelde- und Brandschutzanlagen, Sprinkler-, Lüfter- und maschinelle Entrauchungsanlagen. Zwei Ebenen sind für Fluggäste vorbereitet - auf der unteren haben Airlines ihre Büros, gibt es neben Gepäckspeicher und Mitarbeiterkantine vor allem elegante Lounges für VIPs und Geschäftskunden. Im Geschoss darüber führen Laufbänder zu Warte- und Gastronomiebereichen und den neun Fluggastbrücken, über die das Boarding zu den angedockten Passagierjets erfolgen wird. Alles ist faktisch einsatzbereit. Am kommenden Montag nimmt die Kantine den Betrieb auf.
»Wenn wir in der Vergangenheit davon gesprochen haben, dass von den 40 Gebäuden am BER längst 39 fertig seien, so ist das Südpier die Nummer 39«, erklärte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Mittwoch bei einer Presseführung durch die Terminalanlagen. Für ihn ist es vor allem ein Referenzprojekt. Mit einem Kostenvolumen von rund 200 Millionen Euro sei es ein ganz wesentlicher Gebäudeteil für den Fortgang der Arbeiten am immer noch nicht vollendeten Hauptgebäude des Fluggastterminals. Da Pier Süd in seiner Komplexität mit diesem vergleichbar sei, habe man bei der schrittweisen Abarbeitung der festgestellten Mängel und Probleme dort eine Menge für die Fertigstellung des Hauptterminals gelernt.
Dort läuft noch immer das Prüfprogramm des TÜV, letzte Arbeiten werden sich noch bis ins 1. Quartal 2019 hinziehen, so Lütke Daldrup. »Derzeit finden kaum noch Bauarbeiten statt, in der Hauptsache laufen die Beseitigung von Problemen und Ergänzungsarbeiten«, sagte er. Es folgen 2019 Wirk- und Prinzipprüfungen, technische Tests und schließlich 2020 die operative Inbetriebnahme unter Mitwirkung von »echten« Komparsen bis hin zur finalen Erprobung. Bei Inbetriebnahme des BER werde der Umzug von Tegel dann in zwei Schüben innerhalb von 14 Tagen über die Bühne gebracht. Der Eröffnungstermin im Oktober 2020, verspricht er, der werde gehalten.
»Wir müssen alle gemeinsam noch eine Durststrecke von zweieinhalb Jahren durchstehen«, so der Flughafenchef. »Dafür müssen wir auch die Nerven der Berliner und aller Flugreisenden strapazieren.«
Für das zur Erweiterung der Abfertigungskapazität des Flughafens geplante Terminalgebäude T2 will die Flughafengesellschaft neue Wege beschreiten. Das betrifft zum einen den Bau. Laut Lüdke Daldrup werde man bei künftigen Gebäuden auf kleinere, einfachere, technisch weniger anspruchsvolle Einheiten setzen. Das soll die Risiken minimieren und die Kosten dämpfen. Der vom BER-Chef gerade erst vorgelegte Businessplan hat eine Finanzierungslücke von 770 Millionen Euro offenbart. Maximal 400 Millionen Euro davon könne die Gesellschaft einstweilen selbst über Kredite finanzieren, wie Lütke Daldrup beim Rundgang bestätigte.
Letzteres hat der Flughafenchef mit der Ankündigung im Blick, T2 nach der geplanten Eröffnung des Flughafens 2020 eventuell als Mietkauf- oder Leasingobjekt bauen zu lassen. So ließe sich die Finanzierungslücke am BER zunächst auf 550 Millionen Euro verkleinern. »Das ist keine Privatisierung«, sagte er. Aber es würde die Finanzlast ein Stück weit in die Zukunft transferieren.
In der Aufsichtsratssitzung am Freitag werde zunächst über den von der Flughafengesellschaft vorgelegten Businessplan beraten, sagte Lütke Daldrup. Anschließend werde man sich im März an die Banken wenden, um Finanzierungsangebote einzuholen. Erst im Mai müsse der Aufsichtsrat abschließend über den Business-Plan entscheiden und schließlich die Gesellschafter, Berlin, Brandenburg und den Bund, überzeugen.
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